Schummlern droht im Studium der Rauswurf
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Abschreiben in Hausarbeiten kann sich bitter rächen - Schummlern droht im Studium der Rauswurf. Das kann Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nicht mehr drohen.
Er muss sich derzeit gegen Plagiatsvorwürfe wehren.
Einheitlich geregelt ist es zwar nicht, was mit Studenten passiert, die in Hausarbeiten von anderen abkupfern. Einige Landeshochschulgesetze sähen inzwischen aber vor, dass Studenten in solchen Fällen exmatrikuliert werden können, erklärte Prof. Roland Schimmel von der Fachhochschule Frankfurt am Main. „Was deswegen so folgenschwer ist, weil dann keine Universität in Deutschland den Studenten in denselben Studiengang wieder aufnimmt.“ Die Studienkarriere sei in dem Fach also vorbei.
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) muss sich gegen Vorwürfe wehren, in seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben. Er soll an mehreren Stellen fremde Textpassagen ohne Quellenangabe verwendet haben. Guttenberg hat den Plagiatsvorwurf am Mittwoch zurückgewiesen.
Oft regelten die Prüfungsordnungen, dass ein Student als endgültig durchgefallen gilt, der in seiner Arbeit abgeschrieben hat, sagte Schimmel. Das komme einem Rauswurf gleich, wenn es eine Pflichtprüfung ist, erläuterte der Jurist. Vielfach drohe die Exmatrikulation aber erst, wenn Studenten ein zweites Mal beim Schummeln erwischt werden. Abschreiber kämen dann zunächst auf eine „schwarze Liste“.
„Jugendsünden“ im Studium können daher böse Folgen haben: Hat jemand in seiner ersten Hausarbeit abgeschrieben und wird dann in der Bachelorarbeit wieder erwischt, werde der Abschluss nach dieser Regel für nicht bestanden erklärt, sagte Schimmel. Die Folge: „Am Ende eines achtsemestrigen Studiums hast Du alles für die Katz gemacht.“
Das Problem von Plagiaten in wissenschaftlichen Arbeiten ist nach Einschätzung von Schimmel gewachsen. So gebe es seiner Erfahrung nach heute unter Studenten einen höheren Anteil als früher, der in Hausarbeiten abschreibt. Ein Grund dafür seien die moderne Technik: „Es wird natürlich durch diese gigantische Fundgrube Internet auch leichter“, sagte Schimmel.
Heute setzten sich manche Studenten erst einmal an den Rechner und durchsuchten Google, Wikipedia oder Online-Datenbanken mit Diplomarbeiten, um sich Arbeit zu ersparen. „Nicht wenige fragen zuerst das Internet und gehen erst danach in die Bibliothek.“ Das sei vor 20 Jahren noch nicht möglich gewesen.