Von unsicheren Kollegen keine ehrliche Kritik erwarten
Weinheim (dpa/tmn) - Nicht nur die eigene Leistung bestimmt das Feedback, sondern auch das Selbstwertgefühl des Gegenübers. Das haben jetzt Forscher aus Australien herausgefunden.
Wenn Kritik im Beruf allzu positiv ausfällt, steckt manchmal nur Unsicherheit dahinter. Der Beifall etwa nach einem Vortrag kann daher täuschen. Denn vielleicht waren die Kollegen einfach nicht selbstbewusst genug für ein ehrliches Feedback. Laut einer Studie von zwei australischen Forscher üben Menschen umso gutmütiger Kritik, je niedriger ihr Selbstwertgefühl ist. Eine unsichere Person möchte die Sympathie der anderen nicht riskieren, indem sie deren Leistungen beanstandet, heißt es in der Zeitschrift „Psychologie heute“ (Ausgabe November 2012). Berufstätige geben daher besser nicht zu viel auf Lob von unsicheren Kollegen.
In der Studie sollten 263 Studenten Feedback zum Aufsatz eines Kommilitonen geben. Vorher mussten die Teilnehmer einen Fragebogen zu ihrem Selbstwertgefühl beantworten. Anschließend erhielten sie manipulierte Information darüber, wie selbstbewusst oder empfindlich der Autor sei.
Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass das Selbstbewusstsein des Textautors keine Auswirkungen auf das Feedback zu haben schien. Ausschlaggebend bei der Bewertung war das Selbstbewusstsein der Probanden: Jene, die angegeben hatten, wenig Selbstwertgefühl zu besitzen, zeigten sich besonders vorsichtig und zurückhaltend. Personen mit einem gesunden Selbstbewusstsein bewerteten den Text hingegen offen negativ.