Wie „echte“ Geschäftsleute: Studenten als Unternehmensberater
Freiberg (dpa) - Vom kleinen Handwerker bis zum Großkonzern - Studenten im sächsischen Freiberg beraten Unternehmen. Sie sammeln damit Erfahrungen für das spätere Berufsleben - und einen Studentenjob haben sie damit auch.
Perfektes Business-Outfit gehört für Johannes Rasch und Yannick Eckel fast zum Alltag. Zwar sind die beiden jungen Männer noch Studenten an der TU Bergakademie Freiberg, allerdings auch Geschäftsleute in der studentischen Unternehmensberatung. Und da zählt der erste optische Eindruck. Rund 50 Studenten bieten bundesweit ihre Dienste als Unternehmensberater an, organisiert in dem Verein Prisma Junior Consulting. „Learning by doing“ - doch nicht nur um Erfahrungen werden die Studenten reicher, auch Geld können sie so verdienen.
„Wir unterscheiden uns grundsätzlich nicht von etablierten Unternehmensberatungen“, sagt der angehende Umweltingenieur Rasch selbstbewusst. Dass sie als Studierende selbst noch in der Ausbildung sind, sieht sein Mitstreiter Eckel sogar als Vorteil. Der unvoreingenommene Blick von außen mache Schwachstellen in Unternehmen mitunter viel deutlicher.
Zudem arbeiteten immer Studenten aus verschiedenen Semestern und verschiedenen Fachrichtungen in den Projektgruppen, was eine hohe Kompetenz und unkonventionelle Lösungsansätze garantiere. „Im Bedarfsfall erhalten wir auch Unterstützung von Lehrkräften unserer Uni“, sagt Rasch. Aufträge werden in allen Betriebsgrößen generiert - vom kleinen Stadtbäcker oder den Bar-Betreiber über Mittelständler bis hin zu weltweit operierenden Konzernen.
Die Junior-Berater helfen etwa bei der Entwicklung einer Marketingstrategie, suchen nach Vertriebskonzepten oder dem richtigen Auftritt in Sozialen Netzwerken. Doch auch für größere Aufgaben wie Reorganisation von Unternehmensteilen oder Prozessmanagement sehen sich die Freiberger Studenten gerüstet.
Das Auftragsvolumen könne zwischen 1000 Euro und einer fünfstelligen Summe liegen. Wenn es ums Geld geht, werden die geschäftstüchtigen Studenten einsilbiger. Was genau ein „Manntag“ kostet, richte sich nach der Aufgabe, dem Auftraggeber und der Erfahrung der Studierenden im Projekt. Das werde in jedem Einzelfall neu verhandelt und oftmals Stillschweigen zwischen den Geschäftspartner vereinbart, sagt Eckel, der Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau studiert.
Für jedes einzelne Projekt werde eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts gegründet, die den Auftrag eigenverantwortlich abwickelt. Die Kosten lägen für die Kunden niedriger als bei etablierten Unternehmensberatungen, stellen die beiden Studenten klar, die schon seit ihrem ersten Semester bei Prisma mitarbeiten und zuletzt ein Jahr im Vorstand der studentischen Beratung aktiv waren. „Ich bin eher kein herausragender Student, direkte Umsetzung des Gelernten erhöht meine Motivation“, begründet Eckel diesen frühen Einstieg.
Es gebe lukrativere Jobs als den des studentischen Unternehmensberaters, aber wichtiger als der Nebenverdienst seien die Erfahrungen im Umgang mit Führungskräften der „echten“ Geschäftswelt sowie die Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft, ergänzt Rasch. „Wissenszuwachs“ nennen das die beiden Studenten.
Die Aufträge akquirieren die Studenten selbst - beispielsweise auf Wirtschaftsmessen oder über klassische Ausschreibungen. Hin und wieder vermitteln auch ehemalige Prisma-Mitglieder wertvolle Kontakte. „Manchmal sprechen wir aber auch einfach Unternehmer an, wenn wir den Eindruck haben, es läuft etwas nicht optimal“, sagt Rasch.
Unter dem Dach des JC-Networks sind die Freiberger mit rund 30 studentischen Unternehmensberatungen vernetzt, 30 weitere Vereine sind beim Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen organisiert.
Der Bundesverband der Unternehmensberatung (BDU) sieht die Aktivitäten studentischer Konkurrenz überwiegend positiv. Viele Mitgliedsunternehmen kooperierten mit ihnen und rekrutierten hier ihren Nachwuchs, sagt Sprecher Klaus Reiners.
Auch die Industrie erkennt das Potenzial. Über die studentischen Unternehmensberatungen laufende Projekte dienten unter anderem der Nachwuchsrekrutierung, erklärt auch Gene Zinngrebe von ThyssenKrupp. Erst jüngst habe das Unternehmen mit den Freiberger Studenten zusammengearbeitet. Insbesondere die neuen Sichtweisen der Studenten seien hilfreich. „Sie sind noch nicht betriebsblind“, sagt Zinngrebe.