Wie werde ich..? Grundschullehrer/in
Berlin (dpa/tmn) - Lachende Kinder, weinende Kinder, laute Kinder: Grundschullehrer haben bei ihrer Arbeit ständig Action. Das kann ganz schön stressig sein. Und wer sich für den Job entscheidet, sollte wissen, dass mehr als nur das Unterrichten dazugehört.
Ein Kanister, eine Wasserflasche, ein Eimer mit Eiswasser und eine überdimensionale Spritze: Auf den ersten Blick haben diese Dinge nichts gemeinsam. Dennoch hat Max Grüber sie alle im Klassenraum der 5b in der Mendel-Grundschule in Berlin versammelt. Dort gehen Kinder meist bis zur sechsten Klasse zur Grundschule. „Es geht heute um Luft“, erklärt der angehende Lehrer. Er schüttelt die Wasserflasche, öffnet sie - Wasser spritzt heraus. Die Kinder lachen, Grüber auch. „Die große Rätselfrage ist heute, warum das so ist.“
Grundschullehrer haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen: Die einen glauben, dass sie nur mit Schülern basteln. Andere denken, sie haben immer mittags Feierabend. „Viele unterschätzen, wie anspruchsvoll die Arbeit mit Kindern ist“, sagt Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie rät, vor dem Studium erste Erfahrungen zu sammeln - etwa als Betreuer in einer Ferienfreizeit.
Die Ausbildung zum Grundschullehrer ist in Deutschland Ländersache. In der Regel ist ein Bachelor- und Masterstudium vorgesehen, dann folgt das Referendariat. In manchen Bundesländern beinhaltet das Studium die Ausbildung zum Lehrer in der Sekundarstrafe I - also je nach Schulart bis Klasse neun oder zehn. Da die Regelungen variieren, ist ein Wechsel im Studium in ein anderes Land schwierig. „Interessierte sollten sich daher vorher gut überlegen, für welche Universität sie sich entscheiden“, mahnt Hoffmann.
Die Berufsaussichten sind abhängig von der Fächerkombination. Naturwissenschaftliche Fächer sind besonders gefragt, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. „Außerdem werden in Ostdeutschland derzeit mehr Lehrer gesucht als im Westen.“ Ebsen warnt davor, sich auf eine Verbeamtung zu verlassen: „Das ist abhängig vom Kontingent der Bundesländer.“ Das Einstiegsgehalt liegt bei etwa 3000 Euro brutto und variiert je nach Bundesland. Im Referendariat ist es deutlich weniger.
Viele merken erst relativ spät, dass der Beruf nichts für sie ist. Das liegt daran, dass viele Studiengänge einen geringen Praxisanteil haben. Das ärgert auch Max Grüber. Deshalb hat er sein Schulpraktikum freiwillig verlängert. „Das gibt mir Gelegenheit, mich auszuprobieren.“
Auch Grundschullehrerin Kerstin Ruthenschröer vom Verband Bildung und Erziehung ist es wichtig, ihren Unterricht bunt zu gestalten. „Grundschullehrer machen allerdings viel mehr als nur unterrichten“, sagt sie. Zur Lehre kommt etwa die Elternarbeit hinzu. Außerdem gibt es Teamsitzungen, Stundenpläne werden erstellt und Zeugnisse geschrieben. Bei manchen Schülern müssen Lehrer auch in die Rolle von Sozialarbeitern schlüpfen.
Der Beruf ist eine Frauendomäne: Im Schuljahr 2013/2014 waren laut Statistischem Bundesamt rund 89 Prozent aller Grundschullehrer weiblich. Max Grüber hat das nie als Problem empfunden. Als er mit allen Experimenten fertig ist, verteilt er noch ein Arbeitsblatt an die Schüler. Dann übernimmt die Klassenlehrerin der 5b wieder den Unterricht. Grüber nimmt erstmal einen Schluck Wasser. „So, jetzt bin ich ganz schön durchgeschwitzt.“