Betriebssystem: Google startet Handy-Revolution

Gemeinsam mit Herstellern und Netzbetreibern will das Unternehmen einen einheitlichen Standard schaffen.

<strong>Düsseldorf. "Schick mir bitte mal das Foto von deinem Handy auf meines!" Diesen Satz haben Millionen Menschen gehört oder gesagt - und meistens lautete die Antwort nach langwierigem Ausprobieren: "Geht nicht!" Das ist so, weil es Tausende verschiedener Handy-Modelle gibt, die mit Dutzenden technischen Standards arbeiten. So gibt es mit Windows Mobile, Palm, Pocket PC, Symbian, Ubuntu mobile zahlreiche Betriebssysteme für Mobiltelefone und Smartphones (Handy-Computer), die in unterschiedlichen Varianten, Ausbaustufen und mit diversen Oberflächen ausgestattet sind. So gelingt kein Daten-Transfer vom Ameo-Smartphone des Anbieters T-Mobile zu einem gewöhnlichen Nokia 6125, obwohl beide die Bluetooth-Technik einsetzen und ein Austausch möglich sein müsste.

Benutzer können sich kinderleicht Daten runterladen

Daher schlug Googles Ankündigung ein wie eine Bombe. In der ersten Novemberwoche verkündete der amerikanische Suchmaschinen-Konzern eine Entwickler-Allianz, deren Mitglieder bis Mitte 2008 Handys und Smartphones auf den Markt bringen werden - mit einem Betriebssystem namens Android. Im Gegensatz zu bekannten Systemen wie Symbian, das in den meisten Nokia-Geräten verwendet wird, oder Windows Mobile ist Android ein offenes System. Es basiert auf Linux, dem freien PC-Betriebssystem, und ermöglicht es den Entwicklern, Software zu programmieren, die problemlos auf allen Geräten mit Android als Basis läuft. Und das werden "Tausende verschiedener Handy-Modelle" sein, wie Google-Chef Eric Schmidt die Mitteilung kommentierte. Das Unternehmen werde alle Google-Dienstleistungen für Endnutzer kostenlos über die Android-Plattform zur Verfügung stellen, also Suchdienste, E-Mail, Landkarten, Anwendungsprogramme. "Android ist ein voll integriertes mobiles Software-Paket, das im Unterschied zu geschlossenen Systemen unter einer Entwickler-freundlichen Open-Source-Lizenz bereitgestellt wird, die Mobilbetreibern und Herstellern maßgebliche Freiheit und Flexibilität bei der Entwicklung ihrer Produkte bietet", so Google-Sprecher Stefan Keuchel.

Die Allianz-Partner sind Schwergewichte: Der deutsche Mobilfunkriese T-Mobile ist dabei, die italienische Telekom, die Handy-Hersteller LG, Samsung und Motorola, die chinesische Mobilfirma China Mobile, außerdem E-Bay, der Chip-Hersteller Intel und der taiwanesische Smartphone-Hersteller HTC.

Mit großen Partnern wie T-Mobile und Motorola könnte die Revolution im Handy-Markt gelingen. Immerhin werden mit Android Industrie-Normen erfüllt, und Hersteller können "innovative neue Handys sehr viel schneller und kostengünstiger auf den Markt bringen", wie es in der Google-Mitteilung heißt. Informationen ließen sich dann leichter verbreiten und übertragen, da es nicht mehr zig Betriebssysteme für Mobilgeräte gäbe, sondern einen Standard.

Markteinführung Die Verbraucher können die ersten Telefone, die auf der Android-Plattform basieren, für die zweite Jahreshälfte 2008 erwarten.

Funktion Android ist ein voll integriertes mobiles Software-Paket, das aus einem Betriebssystem, Middleware (anwendungsneutrale Zwischen-Programme) einer Benutzer-Oberfläche und Anwendungen besteht. Im Unterschied zu geschlossenen Systemen wird die Android-Plattform unter einer Entwickler-freundlichen Open-Source-Lizenz bereitgestellt, die Mobilbetreibern und Geräteherstellern maßgebliche Freiheit und Flexibilität bei der Entwicklung ihrer Produkte bietet.

Vorteil "Android verspricht noch nie da gewesene Vorteile für Konsumenten, Entwickler und Hersteller von Mobilgeräten und -dienstleistungen. Die Entwickler werden vollen Zugang zu Funktionen und Werkzeugen der Mobiltelefone haben, mit denen sie noch anwenderfreundlichere Anwendungen erstellen können", so Google-Sprecher Stefan Keuchel. Weltweit werden Konsumenten Zugang zu günstigeren Geräten erhalten.

Verdienst "Im Moment ist unser erstes Ziel, Android auf den Weg zu bringen. Sie können davon ausgehen, dass es einige Services wie die Google-Suche oder ,Google Maps’ auf den Endgeräten geben wird. Und mit einigen dieser Services verdient Google dann auch Geld", so Keuchel.