Eine Alternative zum Pflegeheim
Individuelle Wohnformen wie Alten-WG oder Betreutes Wohnen sind bei Senioren immer mehr gefragt.
Düsseldorf. Die eigenen vier Wände sind immer noch das beliebteste Zuhause - auch wenn Menschen pflegebedürftig sind, wünscht sich kaum einer den Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim. "Gepflegt werden kann ein Mensch bis zu einem hohen Grad auch zuhause.
Nur oft scheitert es an den Rahmenbedingungen", sagt Holger Stolarz vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in Köln: einer geeigneten Wohnung. Aber auch andere, alternative, individuelle und selbst organisierte Wohnformen wie Alten-WGs, Betreutes Wohnen oder Mehrgenerationen-Wohnprojekte sind immer gefragter. Denn alle ermöglichen eines: selbstbestimmtes Leben.
Rampen statt Türschwellen, Haltegriffe im Bad oder eine Betterhöhung - manchmal sind es nur wenige Veränderungen, die es ermöglichen, in der eigenen Wohnung bleiben zu können. Rund 90 Prozent der nötigen Wohnungsänderungen lassen sich mit technischen Hilfsmitteln bewältigen. Wohnberatungsstellen in ganz Deutschland unterstützen Senioren dabei.
Zur Finanzierung kommen neben Geldern aus der Kranken- und Pflegekasse (letztere zahlt maximal 2.557 Euro Zuschuss zur Wohnungsanpassung) auch landesweite oder kommunale Förderprogramme in Frage, wie auch Zuschüsse vom Sozialamt oder Stiftungsmittel.
Daneben erleben Wohngemeinschaften einen wahren Boom. Gerade in der Alten-WG sieht Holger Stolarz eine zukunftsweisende Wohnform: "Man hilft sich innerhalb der Wohnung gegenseitig, ist in Gesellschaft, beugt so Vereinsamung vor und lebt mit Mitbewohnern zusammen, die man sich selbst aussucht." Viele fangen bereits in ihren noch rüstigen Jahren an, geeignete Mitstreiter zu suchen sowie ein passendes Objekt.
Aber auch für bereits Pflegebedürftige sind Wohngemeinschaften manchmal längst die bessere Alternative zum Heim. Sogenannte ambulant betreute Wohngemeinschaften setzen sich gerade für Demenzkranke immer mehr durch, sagt Heike Nordmann, Expertin für Wohnformen im Alter von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Sie erlauben zwar ein individuelleres Leben in einer kleinen Gruppe, sind aber selten billiger als ein Heim. Miete, Nebenkosten, Haushaltsgeld, eine Betreuungspauschale oder Pflegekosten und ein Nachtdienst ergeben nicht selten dieselbe Summe wie ein vollstationärer Heimplatz - zwischen 2.000 und 3.000 Euro im Monat.
Daneben hat sich das Betreute Wohnen als Lebensform etabliert. In Deutschland gibt es inzwischen über 4.000 betreute Wohnanlagen mit insgesamt rund 160.000 Bewohnern. Hier leben die Senioren eigenständig in Wohnungen in einem Wohnkomplex zusammen, können aber bei Bedarf Hilfe von außen in Anspruch nehmen wie Mahlzeiten- oder hauswirtschaftliche Dienste, ambulante Pflege etc. Wer irgendwann umfangreiche Pflege benötigt, muss man aber meist doch in ein Pflegeheim umziehen.
So unterschiedlich die Menschen in ihren jungen Jahren leben, so individuell und verschieden bleiben ihre Bedürfnisse im Alter. Das schafft auch völlig neue Wohnformen, ein Beispiel: Mehrgenerationenprojekte, bei denen Jung und Alt in eigenen Wohnungen aber unter einem gemeinsamen Dach leben und sich gegenseitig helfen. Es gibt inzwischen viele bestehende Projekte und geplante Initiativen, in die man einsteigen kann. Das Forum für gemeinschaftliches Wohnen im Alter (FGWA) initiiert, berät und vernetzt solche guten Projekte in ganz Deutschland.