„Alle sollten Spaß haben“ - So organisieren Familien Hobbys

Berlin (dpa/tmn) - Marina Biebl ist sportlich unterwegs - irgendwo zwischen Fußballplatz, Schwimmbad und Tanzschule. Es gilt, die Hobbys ihrer drei Kinder möglich zu machen und zu koordinieren.

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„Meine Nachmittage bestehen vor allem aus Fahrdiensten“, sagt sie lachend. Sohn Leo ist 11, er spielt Fußball, Gitarre und manchmal noch irgendwas Anderes. Max, neun Jahre alt, spielt Fußball und Schlagzeug. Das familiäre Fußballfieber hat auch die vier Jahre alte Tochter Masha gepackt. Außerdem tanzt sie noch und macht einen Schwimmkurs.

„Tatsächlich ist es so, dass ein Sohn montags und mittwochs Fußball trainiert und einer dienstags und donnerstags“, erzählt die Mutter. Der Ältere hat seit kurzem an einem dritten Tag Training. Und die Wochenenden? Die verbringen die Biebls oft auf Fußballplätzen in der Region bei Turnieren. Auch während des Trainings kann Mama nicht unbedingt die Zeit zum Einkaufen nutzen. „Bis zu einem gewissen Alter muss man immer dabei sein“, sagt Biebl.

Aber wie lässt sich vermeiden, dass die Hobbys der Kinder für die Familie in Stress ausarten? Gerade bei mehreren Kindern sei es wichtig abzuwägen, sagt Maria Große Perdekamp. Sie ist Leiterin der Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. „Was sind individuelle Interessen, und was kann der Einzelne?“ Zumindest ein Hobby pro Kind hält die Expertin für sehr positiv.

Manche Eltern verzweifeln geradezu, weil die Interessen des Kindes sich ständig ändern. Dann sollten sie gemeinsam überlegen: Was würde Spaß machen?, empfiehlt Große Perdekamp. Niemand sollte aber dazu gezwungen werden, etwas weiterzumachen. „Interessen ändern sich auch.“ Sie rät aber dazu, Verbindlichkeiten herzustellen. „Man kann ja vereinbaren, nochmal ein Vierteljahr durchzuhalten.“

Ute Blessing-Kapelke ist Expertin für Familien und Sport beim Deutschen Olympischen Sportbund. Sie sagt, dass viele Vereine inzwischen versuchen, Familien zu entlasten. Beispiele sind die Zusammenarbeit von Vereinen und Kindergärten oder Sportangebote extra für Eltern - die dann parallel zum Kinder-Kurs stattfinden. „Unser Interesse ist es aber eher, aus dem Sporttreiben ein gemeinsames Familienevent zu machen“, sagt sie. Sind die Eltern dabei, freut das die Kinder.

Wie gut ist der Veranstaltungsort des Hobbys erreichbar? Und lässt sich das Hobby organisatorisch an die Schule anknüpfen, beispielsweise in einer AG? Das sind Fragen, die sich Familien bei der Wahl des Hobbys stellen sollten, sagt Maria Große Perdekamp.

Wichtig ist auch, dass die Kinder mit der Rolle der Eltern besonders bei Turnieren oder Wettkämpfen zufrieden sind. „Wer ständig Einfluss auf das Spiel nimmt, ist keine gute Unterstützung“, sagt Große Perdekamp. Wer nur schlecht aushalten kann, dass sein Kind Misserfolge erlebt, sollte besser weggehen.

Große Perdekamp glaubt, dass organisierte Hobbys besonders für Einzelkinder Sinn machen - vor allem wenn es auch in der Nachbarschaft nicht viele Spielkameraden gibt. Doch jedes Kind ist anders: Manche brauchen Sport, andere Ruhe. Besonders wichtig findet die Expertin, dass die Eltern dem Kind nicht ihre eigenen Wünsche aufdrängen. „Das Wichtigste ist: Es muss allen Spaß machen.“

Zeit für eigene Hobbys bleibt Marina Biebl kaum. „Man fällt da schon hinten runter, aber das ist ja meine Entscheidung.“ Irgendwann hat sie versucht, einen Tag in der Woche mittags zum Sport zu gehen - das hat aber wegen der Arbeit auf lange Sicht nicht geklappt. Und nicht immer nutze sie die Trainingszeiten für Erledigungen wie Einkaufen, sagt sie. „Ich schaue schon immer wieder gerne zu.“