Auf die Rente freuen? „111 Gründe“ dafür
Hamburg (dpa) - Was bringt die Rente: Abschied und Abstellgleis oder die schönsten Jahres des Lebens? Hauke Brost, auf der Nordsee-Insel Pellworm und in Hamburg lebender Autor, hat „111 Gründe, sich auf die Rente zu freuen“ zusammengetragen.
Sie wissen schon genau, was Sie als Rentner machen werden? „Da sind Sie ja nun fast der Einzige“, schreibt Autor Hauke Brost. „Die meisten sind doch dämlich. Die ackern bis zum letzten Tag, geben erst einen aus und dann ihren Büroschlüssel ab, haben keinerlei Plan und fallen, plumps, ins Rentenloch. Die gehen ihren Frauen auf den Keks, belästigen fremde Menschen mit Anzeigen wegen Falschparkerei, regen sich über faule Äpfel auf, die von Nachbars Baum übern Zaun gefallen sind, kloppen mit dem Besen gegen die Decke, wenn da oben mal gefeiert wird, sitzen blöd auf der Parkbank, schwärmen dort von ihren tollen Erfolgen von vor hundert Jahren...“ Der auf der Nordsee-Insel Pellworm und in Hamburg lebende Brost nennt in seinem neuen Buch „111 Gründe, sich auf die Rente zu freuen“.
„Ein Loblied auf das, was nach der Arbeit kommt“ - so verspricht es der Untertitel - sollen die knapp 250 Seiten sein. „In vielen Interviews habe ich festgestellt, dass Menschen oft extrem unsicher sind, wenn sie an ihre Rente denken“, sagt Brost, selbst 62 Jahre alt und Verfasser von Ratgebern wie „Wie Männer & Frauen ticken“ oder „Wie die lieben Kollegen ticken“. Wenn sich Berufstätige im Alter zwischen 50 und 60 erstmals ernsthaft über das „Danach“ Gedanken machten, überwiege oft die Angst. „Sie stellen sich Fragen wie: Werde ich es wirklich schaffen, aus diesem neuen Lebensabschnitt einen erfolgreichen zu machen? Oder falle ich in ein tiefes Rentenloch?“
Mut machen will er - und hat deshalb mit Rentnern gesprochen, die es geschafft haben. Die Generation 60+ stelle sich heute doch ganz anders dar als früher. Sie sei umtriebiger, im Internet unterwegs, viele Rentner machten sich sogar selbstständig. Brost: „Die 'Alten' werden immer jünger, in zwei Jahrzehnten um ebenso viele Jahre - heute sind 60-Jährige sowohl mental als auch körperlich so fit, wie es 40-Jährige 1990 gewesen sind.“ Doch es gebe eben auch immer noch viele, für die Rente nur Abschied bedeute. „Weil sie sich nicht rechtzeitig darauf vorbereitet haben“, meint der „Bild“-Chefreporter, der seine eigene Rente mit 65 anpeilt. Dann will er im Pellwormer Café seiner Frau sowie als Seebestatter für Haustiere arbeiten, Seminare geben, ein Gewächshaus bauen und golfen.
Knapp und humorvoll erklärt Brost seine Vorfreude-Gründe. Unterteilt in mehrere Kapitel widmet sich das Buch etwa in einem Abschnitt den letzten Berufsjahren: „Die Chefs werden immer jünger, Sie nicht“ und „Ab der fünfzehnten Fortbildung wird man etwas müde“. Auch in Sachen Gesundheit („Natürlich haben Sie Rücken“), Geld („Tschüs, Statussymbole“), Reisen („Sie wollten doch schon längst mal irgendwohin“) und Liebe („Mit wem waren Sie eigentlich die ganzen Jahrzehnte verheiratet?“) gibt er Anregungen. Mehr Zeit für die Familie - „Was immer Sie im Leben falsch gemacht haben, das machen Sie jetzt wieder gut“, empfiehlt Brost. Spezielle Tipps hält er auch für Frauen parat: „ER darf dieselben Geschichten jetzt getrost hundertmal erzählen“ - „Wir Frauen leben sowieso länger“.
Was viele wüssten, fasse sein Buch noch einmal zusammen - und stelle es positiv dar. Wie das Bild vom tatenlos auf der Parkbank sitzenden Rentner, das allerdings ohnehin nicht mehr häufig zu sehen sei. „Das Horrorbild ist falsch“, betont Brost. Hier auf der Bank würden im Gespräch mit anderen Rentnern, die endlich die Muße dazu hätten, ganze Lebensgeschichten neu geschrieben. Wo keine Termine mehr drohten, bleibe endlich Zeit für Plauderei und Fantasie. „Wir definieren uns immer nur über das, was wir tun. Einfach mal auf der Bank zu sitzen und nichts zu machen - das haben wir völlig verlernt.“ Brost: „Die Parkbank als solche ist viel besser als ihr Ruf.“
Literatur:
Brost, Hauke: 111 Gründe, sich auf die Rente zu freuen, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2011, 248 Seiten, ISB-13: 978-3896025869
