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"Mein Papa kommt" - Initiative vermittelt Gastfamilien für Eltern nach der Scheidung

Besonders Kinder leiden, wenn ein Elternteil nach der Trennung fortzieht. Eine Initiative vermittelt Gästefamilien.

Oerlinghausen. Bis vor zwei Jahren hat Bruno Klassen seine zwei Töchter jeden Tag gesehen. Dann scheiterte die Ehe — nach 15 Jahren. „Meine Frau zog mit den Kindern nach der Scheidung sofort nach Oberbayern“, sagt der 51-Jährige aus Oerlinghausen, südlich von Bielefeld.

Rund 650 Kilometer Entfernung bringt Klassen seitdem alle drei Monate hinter sich, um die zwölf und 15 Jahre alten Mädchen zu sehen. „Am Anfang hab ich immer in der Jugendherberge geschlafen“, sagt er. „Aber das wurde mit der Zeit immer teurer. Das Geld floss nicht mehr so.“

Hartz IV als Familienbremse — in Deutschland ist Klassens Schicksal kein Einzelfall. Laut Familienreport 2011 fällt jede fünfte Familie unter das Stichwort „Alleinerziehend“, jedes zweite Kind davon ist von Armut bedroht.

Damit es zudem nicht auf den weit entfernt wohnenden Elternteil verzichten muss, hat Annette Habert vor drei Jahren das Projekt „Mein Papa kommt“ gegründet. Inzwischen nehmen bundesweit mehr als 300 Gastfamilien, die in der Nähe des jeweiligen Kindes wohnen, Väter kostenlos auf. Allein in Nordrhein-Westfalen werden über die Initiative regelmäßig 18 Kinder besucht.

„Das Kind möchte dem Papa ja sein Alltagsumfeld zeigen“, sagt die Religionspädagogin. „Der Spielplatz, die Freunde, den Lieblingsplatz, all das soll er kennenlernen.“

Dieses Bedürfnis sei der Münchnerin von Schülern zugetragen worden — als die Kinder Wünsche an eine gute Fee aufschrieben. Ein Kind habe um häufigere Besuche des Vaters gebeten. Der Papa sei nur im Sommer zu Besuch gekommen, weil er aus Geldgründen im Auto übernachten musste. „Kannst Du da was ändern?, fragte der Schüler“, sagt Habert. „Mich hat diese Not der Kinder berührt.“

Nach einer Trennung birgt es häufig Zündstoff, wenn der angereiste Elternteil in der Familienwohnung übernachtet — vor allem, wenn die Mutter einen neuen Partner hat. Habert, selbst alleinerziehende Mutter dreier Kinder, wollte Abhilfe schaffen und brachte vor drei Jahren die ersten Väter bei Freunden und Bekannten unter, fragte in Kirchengemeinden nach Übernachtungsmöglichkeiten. Rund 120 Alleinerziehende haben sich seitdem beim Netzwerk registriert. Auch für Frauen werden Übernachtungsmöglichkeiten vermittelt.

Doch nicht immer läuft diese Vermittlung reibungslos. Ein Vater aus München, der seine Kinder in Bonn besuchte und nicht genannt werden möchte, erlebte, wie seine Gastgeber laut stritten. „Da habe ich mich nicht wohlgefühlt“, sagt er. „Das Netzwerk muss größer werden.“

Bruno Klassen hat indes nur gute Erfahrungen gemacht. „Mein Papa kommt“ hat sein Leben trotz Trennungsschmerz verbessert: „Das Projekt hat mir aus der Patsche geholfen.