Nicht zurückziehen: Einsamkeit im Alter überwinden
Mannheim/Berlin (dpa/tmn) - Im Alter ohne Partner oder Freunde dazustehen: Davor fürchten sich viele ältere Menschen. Wer Kontakt sucht, darf aber nicht in der Ecke sitzen und abwarten. Aktivitäten wie Sport, Schach oder Kirche machen es leichter, auf andere zuzugehen.
Gute Freunde, Kinder und ein Partner: Das wünschen sich die meisten Menschen - und fürchten, im Alter genau das zu verlieren. So weit muss es aber oft gar nicht kommen. „Einsamkeit ist gerade für ältere Menschen ein sehr großes Thema“, bestätigt die Diplom-Soziologin Juliane Hanisch-Berndt aus Berlin, die als Trainerin für soziale Kompetenzen in Altenheimen arbeitet. Dabei müsse man allerdings zwischen Alleinsein und Einsamkeit unterscheiden. „Wer einsam ist, leidet darunter - aber nicht jeder, der alleine ist, fühlt sich auch einsam.“
Die Psychologin Doris Wolf erklärt, dass besonders bei älteren Menschen verschiedene Faktoren zur Einsamkeit führen. „Bei den alten Menschen leiden diejenigen besonders unter Einsamkeit, die aufgrund einer körperlichen Behinderung nicht mehr aus dem Haus können, die keine Freunde oder Familie oder einen pflegebedürftigen Partner haben“.
Einsamkeit muss aber nicht sein, wie Doris Wolf betont. So sollte man versuchen, sich selbst anzunehmen und die Angst vor Ablehnung abbauen. Dabei könnten zum Beispiel Gedanken helfen wie „Ich werde Kontakt aufnehmen und sehen, was passiert.“ In einem weiteren Schritt sollte man sich überlegen, wo man Menschen treffen kann, die ähnliche Interessen haben.
„Heute gibt es viele Möglichkeiten, den Kontakt zu anderen Menschen beziehungsweise einen Lebenssinn zu finden“, so Wolf. Das könnten Seniorenportale im Internet, ein Seniorenstudium, Kurse an der Volkshochschule, Engagement bei der Kirche oder der Arbeiterwohlfahrt sowie Sport sein. Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfen, ein eigenes Tier, die Autobiografie schreiben oder Engagement bei Hobby- und Freizeitgruppen bieten weitere Gelegenheiten.
Das fällt einigen Menschen sicher leichter als anderen. Denn wer auch vorher eher zurückgezogen gelebt hat, wird im Alter möglicherweise nicht so ohne weiteres auf andere Leute zugehen können. Doris Wolf rät daher, sich am besten schon in jungen Jahren um Freunde und andere Kontakte zu kümmern. Es sei zum Beispiel gut, seinen Freundeskreis zu pflegen, andere Menschen mit ihren Schwächen annehmen und Problemlösestrategien auszubauen. Denn wer bei jedem Konflikt gleich das Weite sucht, steht später eher alleine da.
Allerdings muss man laut Hanisch-Berndt beachten, dass Beziehungen aus Geben und Nehmen bestehen. „Man kann nicht nur erwarten, dass einen jemand anderes öfter besucht, zum Beispiel Freunde oder Kinder, selbst wenn man sie explizit darum bittet.“ Denn wer nur zu Besuch kommt, weil man ihn lange genug gedrängelt hat, macht es möglicherweise nicht wirklich gerne - und bleibt irgendwann doch weg.
Jeder müsse selbst auch etwas geben, wenn er dafür etwas haben möchte. „Man kann sich zum Beispiel überlegen 'Was kann ich gut?“, sagt Hanisch-Berndt. Bin ich ein guter Schachpartner? Gehe ich gerne ins Kino? „Soziale Kontakte im Alter müssen nicht nur ehrenamtlicher Einsatz sein, über gemeinsame Interessen bekommt man auch Kontakte.“