Depotmanager in Eigenregie - Die Geldanlage selbst verwalten
Worms (dpa/tmn) - Aktien, Anleihen oder Rohstoffe? Was sollte rein ins Depot und was nicht? Viele Finanzprodukte gelten als riskant, andere werfen kaum Rendite ab. Wer kein Geld verlieren will, muss daher auf den richtigen Mix im Depot achten.
Noch nie war es so einfach, die Geldanlage in die eigenen Hände zu nehmen: Von Filialbank bis Direktbank bieten fast alle Geldhäuser Online-Depots für jedermann an. „Eine Mindesteinlage gibt es im Grunde nicht“, sagt Prof. Max Otte, der an der Universität Worms Betriebswirtschaft lehrt. „Man kann auch mit 1000 Euro ein Depot eröffnen.“ Ein Grund dafür sind gesunkene Gebühren für Depotführung und Transaktionen.
Der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, geht noch weiter: „Die niedrigen Zinsen auf Sparguthaben machen es notwendig, sich mit dem Thema Geldanlage zu befassen.“ Anleger sollten in verschiedene Anlageklassen investieren: „Wer seine Geldanlage breit streut, minimiert das Risiko - ohne deshalb auf Kursgewinne zu verzichten“, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Ob Aktien, Anleihen oder Edelmetalle - bei einer Krise sind nie alle Bereiche gleich stark betroffen: Verliert der eine, ist ein anderer besser dran. „Das Depot muss zu den Bedürfnissen des Anlegers passen“, sagt Scherfling. Wichtig dabei: „Die Geldanlage sollte eine langfristige Strategie abbilden.“
Staatsschuldenkrise, Niedrigzinspolitik und Börsenboom - all das kann mit der richtigen Anlagestrategie getrost ignoriert werden: „Viele Anleger machen sich zum Sklaven des Marktes“, sagt Tüngler. „Aber das ist grundfalsch.“ Investoren sollten nicht in Gewinn und Verlust denken, sondern in Risiken. „Gerade wenn die Kurse hoch sind, ist auch das Risiko hoch.“
„Anfänger sollten Produkte kaufen, die sie verstehen“, rät Tüngler. „Eine Anleihe oder eine Aktie ist ein relativ einfaches Produkt, das man rasch wieder verkaufen kann.“ Der Einstieg in Aktien kann sich trotz der Rekordstände des Dax noch lohnen: „Von einer Aktienblase kann zur Zeit noch keine Rede sein“, sagt Otte. Europaweit betrachtet seien viele Aktienmärkte sogar unterbewertet.
Scherfling empfiehlt Aktien-Neulingen, Fondsanteile zu erwerben: „Ein breit gestreuter Fonds ist weniger riskant, da der Einfluss einzelner Aktien auf das Ergebnis gering ist.“ Einzeltitel würden zwar mitunter bessere Renditen erwirtschaften, dafür sei aber das Verlustrisiko größer. „Falls sich die Kurse nicht wie gewünscht entwickeln, müssen Anleger dann die Zeit haben, die Aktie auch mal mehrere Jahre liegen zu lassen.“
Allerdings verlangen professionell gemanagte Fonds mitunter hohe Gebühren. „Die meisten Anleger sind gut beraten, in Indexfonds zu investieren statt in aktiv gemanagte Fonds“, sagt daher Tüngler. Diese sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds) bilden in der Regel einen Börsenindex wie den Dax oder den Euro Stoxx 50 ab. Die Gebühren betragen oft nur ein halbes Prozent im Jahr.
Nach Aktien sind Anleihen die zweite Säule im Depot: „Anleger sollten auch festverzinsliche Wertpapiere kaufen“, rät Tüngler. Allerdings sollten Anleihen nach Möglichkeit über die ganze Laufzeit gehalten werden: „Wenn das Zinsniveau wieder steigt, dann ist bei kurzfristigen Verkäufen mit Kursverlusten zu rechnen.“ Tüngler empfiehlt deshalb Papiere mit kurzer Laufzeit zu kaufen.
Immobilien können ein weiterer Baustein beim Vermögensaufbau sein. Für Otte ist Eigentum vor allem für die Eigennutzung interessant: „Als reine Geldanlage rate ich vom Kauf einer Wohnung ab.“ Wer kein eigenes Haus besitzt, kann auch mit Fonds in Immobilien investieren.
„Prinzipiell ist es kein Problem, dem Depot auch Anlageklassen beizumischen, die in Rohstoffe investieren“, sagt Scherfling. Doch auch solche Sachwerte unterliegen großen Kursschwankungen. Ein Totalausfall ist hier jedoch nicht zu befürchten, denn wertlos werden Gold und Silber wohl nie. Der Finanzexperte sagt daher: „Als Beimischung kann etwas Gold das Depot durchaus stabilisieren.“