Studie Deutsche zahlen immer noch am liebsten in bar
Köln (dpa) - Die deutschen Verbraucher bezahlen ihre Einkäufe noch immer am liebsten in bar - zumindest, wenn es um kleinere Beträge geht. Das ist das Ergebnis einer vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI veröffentlichten Studie.
Danach sind Scheine und Münzen nach wie vor das „beliebteste Zahlungsmittel deutscher Kunden“. Mehr als drei Viertel aller Einkäufe wurden 2017 damit bezahlt.
Doch sind es inzwischen vor allem kleine Besorgungen, bei denen noch Münzen und Scheine zum Einsatz kommen. Bei höheren Beträgen nutzen auch die deutschen Verbraucher inzwischen immer öfter die Möglichkeiten, bargeldlos zu bezahlen. Betrachtet man nicht die Menge der Bezahlvorgänge, sondern die Umsätze, so schrumpft die Bedeutung des Bargelds deutlich: „Mit Bargeld wird aktuell nur noch jeder zweite Euro im deutschen Einzelhandel umgesetzt“ - mit sinkender Tendenz, betonen die Handelsexperten.
Während Bargeld tendenziell an Bedeutung verliert, wird das Bezahlen mit der Girocard immer beliebter. Auf sie entfiel 2017 laut EHI bereits mehr als ein Viertel der Umsätze im Einzelhandel. Die Kreditkartensysteme wie Mastercard und Visa legten ebenfalls zu und erreichten einen Umsatzanteil von 6,5 Prozent. Leicht rückläufig waren dagegen Zahlungen mit dem unterschriftbasierten Sepa-Lastschriftverfahren.
In ihrer Treue zum Bargeld lassen sich die Bundesbürger nach einer Studie der Boston Consulting Group aus dem vergangenen Jahr von kaum jemanden übertreffen. Die Deutschen gehören demnach im internationalen Vergleich zu den „Cash-Loyalisten“, bei denen die Zahl der bargeldlosen Zahlungen pro Kopf besonders langsam steigt.
„Restaurantbesuche und Lebensmittel werden in Deutschland mehr als doppelt so oft bar bezahlt wie im europäischen Durchschnitt“, sagt BCG-Experte Holger Sachse dem „Handelsblatt“. Zudem hätten viele Verbraucher Bedenken bei neuen Verfahren. „Nur ein Viertel der Verbraucher glaubt, dass bargeldlose Zahlungen sicher sind“, erklärte er.
Bargeld werde deshalb in Deutschland auch in den kommenden fünf Jahren bei Beträgen unter 30 Euro die dominierende Zahlungsart bleiben, erwarten die vom EHI befragten Händler. Bei höheren Beträgen werde es allerdings keine größere Rolle mehr spielen.
In den USA, Großbritannien und Skandinavien sind Kreditkarten dagegen inzwischen selbst für kleine Beträge üblich. Das hat Folgen. In Schweden etwa, das nach Angaben der dortigen Reichsbank inzwischen zu den Ländern mit dem geringsten Bargeldgebrauch und der höchsten Anzahl an Kartenzahlungen pro Person und Jahr gehört, ist seit 2013 der Wert der in Umlauf befindlichen Banknoten und Münzen um fast ein Drittel auf 58 Milliarden Schwedische Kronen (5,6 Milliarden Euro) gesunken.
In Deutschland ist dagegen nach Einschätzung der Bundesbank „noch lange nicht abzusehen, dass das Bargeld vollständig von bargeldlosen Zahlungsmitteln abgelöst wird“. Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Geldinstituts legten im vergangenen Jahr 88 Prozent der Befragten Wert darauf, auch in Zukunft mit Bargeld zahlen zu können.