Geldanlage: Kommt jetzt die Zinswende?
Sparer stehen in Zeiten des Minizinses vor einer Herausforderung. Fachleute sehen aber Licht am Ende des Tunnels. Was sollten Sparer jetzt machen?
Düsseldorf. Für geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Inflationsrate ein wesentliches Entscheidungskriterium. Wenn die Verbraucherpreise anziehen, wird die Notenbank die Zinsen Schritt für Schritt anheben. Experten sehen bereits erste Signale, die darauf hindeuten. Denn der Abwärtstrend der Inflationsrate scheint in der Eurozone vorerst unterbrochen zu sein.
Aktuell stehen die USA im Mittelpunkt, denn hier marschiert die Kerninflation schon deutlich nach oben. „Da die Inflationsdynamik in der Eurozone in der Vergangenheit oft den USA nachfolgte, dürfte die europäische Kerninflation in den kommenden Monaten gleichfalls aufwärts tendieren“, prognostiziert Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management. Unterstützung käme durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Eurozone, der wiederum zu einer besseren Auslastung der Kapazitäten führen werde.
Dazu gesellt sich eine positive Umfrage der EZB. Demnach setzte bei den Geschäftsbanken eine Erholung der Kreditnachfrage aus dem privaten Sektor sowie eine spürbare Verbesserung des Kreditangebots ein. Eine zunehmende Kreditvergabe ist eine wichtige Bedingung für einen Anstieg der Inflation.
Sollte sich tatsächlich die Zinswende anbahnen, stellt sich die Frage, wie sich Sparer rüsten sollen. Eines vorweg: Überstürzen Sie nichts. Kommt es zu einem Zinsanstieg, geschieht dies zunächst langsam. Aktuell können Sparer auf Sicht fahren. Läuft die Zinsgarantie aus, kann man entweder wieder auf Tagesgeld mit überschaubarer Zinsfestschreibung setzen oder auf ein Tagesgeld mit variablen Topzinsen zurückgreifen.
So schreiben die Direktbanken der Autobauer Volkswagen und Audi beispielsweise 1,4 Prozent Zinsen für vier Monate fest, bei der ING-Diba gilt dies immerhin für einen Zinssatz von 1,25 Prozent. Wer der VW Bank 10.000 Euro anvertraut, darf fast 50 Euro Zinsgutschrift erwarten. Bei der Postbank wären im gleichen Zeitraum lediglich 6,60 Euro zu holen.
Kristallisiert sich kein Zinstrend heraus, ist es ratsam, das Pulver trocken zu halten und das Ersparte auf einem soliden Tagesgeldkonto liegen zu lassen. Springt der Funke auf die Zinsen über, kann man sich zurücklehnen und zusehen, wie sich die Konditionen verbessern.
Alternativ bietet sich Sparern die Möglichkeit, auf kurzfristiges Festgeld zu bauen. Wer sich unsicher ist, in welche Richtung das Zinspendel ausschlägt, kann sein Geld für drei oder sechs Monate anlegen. Die Vorteile sind klar: Zum einen bekommen Anleger sichere Zinsen und können zum anderen - so die Hoffnung — am Laufzeitende in ein höher verzinstes Festgeld wechseln.
Topanbieter sind hier aktuell Denizbank und Moneyou. In Zeiten, in denen der Zinstrend seitwärts oder aufwärts tendiert, sind kurze Laufzeiten sinnvoll. Bewegen sich die Zinsen dagegen nach unten, können Sparer mit langlaufenden Festgeldern gegenlenken.