Auslandsreise für Zahnbehandlung lohnt oft nicht

Düsseldorf (dpa/tmn) - Auch wenn es auf den ersten Blick verlockend ist: Für Kassenpatienten lohnt es sich nach Expertenansicht nur selten, Zahnbehandlungen im Ausland machen zu lassen.

„An sich ist es verlockend, wenn man sieht, wie die Kosten abweichen. Die Reisekosten können aber schnell die Einsparungen übersteigen“, sagte der Gesundheitsexperte Kai Vogel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Vor allem Zahnersatzbehandlungen ließen einige Patienten wegen der hohen Eigenbeteiligung im Ausland machen. „Dafür sind aber immer mehrere Sitzungen nötig. Es ist schwierig, die alle in einem Urlaub unterzubringen“, erklärte der Experte.

Der Verband der gesetzlichen Krankenkassen hat vor deutlich steigenden Zahnarztrechnungen gewarnt. Für eine Krone etwa müssten Kassenpatienten künftig 74 Euro mehr zahlen. Die Bundeszahnärztekammer hält die Warnung hingegen für übertrieben. Hintergrund ist die geplante Reform der Gebührenordnung für Zahnärzte. Die neue Gebührenordnung soll Anfang 2012 in Kraft treten. Sie regelt für Kassenpatienten die Bezahlung bei Behandlungen, die über Standardleistungen hinausgehen.

Am ehesten kann sich eine Behandlung im Ausland für Deutsche auszahlen, die zum Beispiel nahe der polnischen Grenze wohnen. Patienten sollten sich aber auch bei ihrem heimischen Zahnarzt nach Einsparmöglichkeiten erkundigen: Vor allem Ärzte im Raum Berlin-Brandenburg hätten manchmal Kooperationspartner im osteuropäischen Raum, so Vogel. Die günstige Behandlung könne dann der Arzt im Ausland übernehmen, die Nachbehandlungen der Kollege in Deutschland.

Für eine Versiegelung, eine professionelle Zahnreinigung oder eine Krone muss der Patient zwar nur einmal auf den Zahnarztstuhl. Solche Eingriffe wegen des vergleichsweise geringeren Reiseaufwands ins Ausland zu verlegen, ist aber für Vogel zu kurz gedacht. Die Behandlungen kosten höchstens ein paar hundert Euro. „Da hebt selbst eine einmalige Reise die Kostenersparnis wieder auf.“ Patienten könnten ihren deutschen Zahnarzt auch bitten, mit günstigerem Material aus dem Ausland zu arbeiten. „Das muss aber gar nicht unbedingt sein“, sagte Vogel. Spürbare Preisunterschiede gebe es auch bei inländischen Herstellern.

Geht bei der Operation etwas schief oder gebe es einige Wochen später Probleme mit den neuen Zähnen, wird es besonders aufwendig: „Nachbessern ist grundsätzlich Aufgabe des behandelnden Zahnarztes.“ Sitzt der Verantwortliche im Ausland, muss der Patient eben wieder reisen.