Bei Skoliose hilft oft Krankengymnastik

Bad Sobernheim (dpa/tmn) - Menschen mit Skoliose leiden an einer Verdrehung der Wirbelsäule. Meistens erkranken Mädchen in der Pubertät. Den Patientinnen hilft oft Geräteturnen und Krankengymnastik, im schweren Fällen sind ein Korsett und manchmal eine Operation nötig.

Die meisten trifft es in der Pubertät: Die Wirbelsäule wächst nicht normal weiter, sondern biegt sich zur Seite, gleichzeitig verdrehen sich die Wirbel. Diese Menschen leiden an einer Skoliose, der Name stammt von dem griechischen Wort „skolios“, das „krumm“ bedeutet. „Meistens sind Mädchen betroffen“, sagt der Arzt Kay Steffan von der Asklepios Katharina-Schroth-Klinik in Bad Sobernheim in Rheinland-Pfalz. Die Gründe dafür sind unbekannt, Fachleute vermuten einen Zusammenhang mit dem weiblichen Hormon Östrogen. Insgesamt leiden in Deutschland etwa ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung unter einer Skoliose.

Die Skoliose kann an mehreren Stellen der Wirbelsäule auftreten. „Meist ist die Brust- oder die Lendenwirbelsäule betroffen“, sagt Steffan. Zu erkennen ist diese Krankheit an dem Rippenbuckel oder dem Lendenwulst: Dazu muss sich der Patient nach vorne beugen und die Arme hängen lassen. Bei einer Skoliose zeigt sich - je nach betroffener Stelle - meist auf der rechten oberen Seite ein Buckel oder an der linken unteren Seite des Rückens ein Wulst.

Diese chronische Krankheit verursacht häufig nur wenige Schmerzen, die Folgen können jedoch heftig werden. Unbehandelt wird eine Skoliose meist immer schlimmer. Es kann sich sogar der Brustkorb deformieren, so dass Herz und Lunge nur noch eingeschränkt ihre Arbeit erledigen können. Außerdem werden durch die Fehlstellung andere Gelenke über Gebühr belastet - es droht eine Arthrose.

„Ein Problem ist, dass die Eltern davon meist gar nichts mitkriegen“, erklärt der Wirbelsäulen-Spezialist Christoph Eichhorn vom Deutschen Orthopäden-Verband in Saarbrücken. Die betroffenen Mädchen sind schließlich bereits in der Pubertät und zeigen sich nicht mehr mit nackten Oberkörpern ihren Eltern. Sie selbst erzählen von dem ungewöhnlichen Aussehen ihres Rückens lieber nichts. Da laut Steffan auch viele Ärzte bei den Vorsorgeuntersuchungen nicht sonderlich auf diese Krankheit achten, ist die Skoliose oft nur ein Zufallsbefund. „Sie ist das Stiefkind der Orthopädie“, meint Steffan.

Dabei ist eine Skoliose im frühen Stadium gut zu behandeln. Verordnet wird meist Gerätetraining und Krankengymnastik. Über Jahre hinweg muss der Patient mehrfach in der Woche die Übungen absolvieren und sich behandeln lassen. „Erfolge hat in solchen Fällen zum Beispiel die Schroth-Therapie“, sagt Roman Bachmann, Krankengymnast aus dem hessischen Weilmünster. Der Name geht auf Katharina Schroth zurück - eine Lehrerin, die selbst schwer an Skoliose erkrankt war. Sie behandelte ihre Wirbelsäulenverkrümmung selbst und entwickelte so ein neues Konzept der Physiotherapie. „Es ist die einzige Therapieform, die extra für Skoliose-Patienten entwickelt wurde“, sagt Steffan.

Krankengymnast Bachmann wendet bei Skoliose-Patienten gerne die Dorn-Therapie an. Gelenke und Wirbel werden sanft bewegt, dabei werden sie laut dieser Methode wieder in ihre richtige Position gebracht. „Die Wirbelsäule wird aufgerichtet“, erklärt Bachmann diese alternative Heilmethode. Diese Behandlungsform sollten Betroffene aber unbedingt vorher mit einem Orthopäden abklären.

In schlimmeren Fällen müssen die Patienten fast rund um die Uhr ein Korsett tragen - manchmal sogar über mehrere Jahre. „Es darf nur zur Körperpflege abgenommen werden“, sagt Eichhorn. Das Korsett fängt unter den Achseln an, umschließt das Becken und besteht aus festem Kunststoff. Es ist nach Auskunft der Ärzte genau so unbequem, wie es sich anhört, aber immer noch besser als eine Operation.

„Die wollen natürlich alle vermeiden“, sagt Steffan. Bei einer solchen Operation wird die Haut am Rücken geöffnet, an geeigneten Stellen werden Haken oder Schrauben angebracht. Daran wird ein Gestänge befestigt, das dort ein Menschenleben lang bleiben kann. „Dieses Gestänge drückt die Wirbelsäule in die gewünschte Position“, erläutert Eichhorn. In die ideale Form wird sie auch so nicht kommen, aber immerhin in eine deutlich bessere als zuvor. Da sich der Rücken damit aufrichtet, sind die Kinder nach der Operation mehrere Zentimeter größer als zuvor.

Die Operation ist jedoch eine heikle Angelegenheit - wichtige Nerven können verletzt werden. Hinzu kommt das übliche Risiko wie Infektionen oder Störungen bei der Wundheilung. „So etwas wird auch nur an Spezialzentren gemacht“, erklärt Eichhorn. Nach der Operation seien die Patienten jedoch erstaunlich schnell schmerzfrei. Sie steht allerdings stets an letzter Stelle im Behandlungsplan.