Kennen Sie Ihren Cholesterinwert?

Vor allem Risikopatienten wie Raucher und Diabetiker müssen ihren Spiegel regelmäßig kontrollieren.

Düsseldorf. Kennen Sie Ihre Cholesterinwerte? Wenn nicht, dann sollten Sie diese ermitteln lassen. Denn Cholesterin ist zwar ein lebenswichtiger Baustein aller Körperzellen, kann aber durch Ablagerung in den Arterienwänden zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Wir sprachen mit Professor Dr. Achim Weizel, Internist und Vorsitzender der Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen (DGFF). Herr Prof. Dr. Weizel, warum sollte man seinen Cholesterinwert kennen?Weizel: Erhöhte LDL-Cholesterinkonzentrationen können alleine, besonders aber mit anderen Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer Herzerkrankung erhöhen. Durch Beeinflussung kann das Risiko vermindert werden. Stellen erhöhte Cholesterinkonzentrationen im Blut immer ein Risiko dar?Weizel: Cholesterin ist an sich harmlos und lebensnotwendig. Wenn aber zu viel des schlechten LDL zusammen mit anderen Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes auftritt, kann es eine Gefahr sein. Je mehr Risikofaktoren eine Person hat, um so niedriger sollte das LDL sein. Es ist also wichtig, dass nicht nur das Gesamt-, sondern das HDL und LDL sowie die Triglyceridkonzentration bestimmt werden. Lange galt die Meinung, das Frühstücksei aus Rücksicht auf den Cholesterinspiegel eher zu meiden. Das hat sich geändert.Weizel: Zu Recht. Mittlerweile ist bekannt, dass andere Fette in der Nahrung wichtiger sind als das darin enthaltene Cholesterin. Gegen drei bis vier Eier in der Woche ist nichts einzuwenden. Im Gegenzug sollten aber weniger tierische Fette - vor allem Käse und Butter, Fleisch, Wurst - verzehrt werden. Erlaubt sind dagegen pflanzliche Fette wie Olivenöl, Vollkornprodukte, viel Obst und Gemüse sowie Fisch. Oftmals wird bei einer Untersuchung nur das Cholesterin berücksichtigt. Müssen auch andere Bestandteile des Blutes ernster genommen werden?Weizel: Kontrovers diskutiert wird seit vielen Jahren der Stellenwert des Homocystein. Dieses Stoffwechselprodukt erhöht zwar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es ist aber nicht erwiesen, dass die Senkung der Homocysteinkonzentration zu einer Senkung des Gefäßrisikos führt. Und wie sieht es mit den Triglyceriden aus?Weizel: Triglyceride sind Nahrungsfette, die selbst unschädlich sind. Sie können aber gefährlich werden, wenn sie zusammen mit einem niedrigen HDL auftreten. Das ist häufig bei Diabetikern der Fall. Besonders gefährdet sind Menschen, die unter dem metabolischen Syndrom leiden: Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Störungen des Fettstoffwechsels. Die Cholesterin-Werte werden oft unterschiedlich bewertet. Wie hoch liegt die Norm?Weizel: Man muss zwischen Gesunden, Menschen mit einem und Personen mit mehreren Risikofaktoren unterscheiden. Bei Gesunden ist ein LDL-Wert bis 160 Milligramm/dl unbedenklich. Ist mehr als ein Risikofaktor vorhanden, liegt die Norm bei 130 mg/dl. Für Menschen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, gilt 100 mg/dl. Dieser Wert gilt auch für Diabetiker und Personen mit einer Verschlusskrankheit der Beine. Wie sieht ein Cholesterin-freundlicher Lebensstil aus?Weizel: Wichtig ist ein normales Körpergewicht. Der Verzicht auf Rauchen ist am wichtigsten, denn Rauchen erhöht das Risiko enorm. Zudem ist eine Mittelmeerkost empfehlenswert, also ein Mix aus Olivenöl, Fisch, Obst und Gemüse. In fetten Seefischen wie Makrele oder Lachs stecken zudem gesunde Omega-3-Fettsäuren, die das LDL senken und HDL fördern. Ausreichend Bewegung in Form von Ausdauersport ergänzt einen Cholesterin-freundlichen Lebensstil.

Das LDL- und HDL-Cholesterin

ldl (Low Density Lipoproteins): Es befördert etwa drei Viertel des Cholesterins im Blut. Ist mehr von diesem schlechten Cholesterin vorhanden, als für die Zellen nötig ist, wandert es auch in die Gefäßwände. Von dort wird es von den Fresszellen (Makrophagen) aufgenommen. Bei Überlastung sterben diese Zellen ab, und es entstehen Verkalkungen, die sogenannten Plaques. Je mehr LDL abgelagert wird, desto enger wird die Arterie und der Blutfluss wird geringer. Bricht eine Plaque auf, kann es zu einem plötzlichen Verschluss der Arterie und zum Beispiel zum Herzinfarkt führen.

HDL (High Density Lipoproteins): Das HDL, das - im Gegensatz zum LDL - aus Lipoproteinen hoher Dichte besteht, transportiert das Cholesterin aus den Gewebezellen zur Leber zurück, wo es abgebaut wird. Es kann sogar Cholesterin, das in den Arterienwänden abgelagert ist, aufnehmen und zur Leber transportieren. In der Leber kann es dann beispielsweise zu Gallensäure umgebaut werden. Ein hoher HDL-Spiegel ist positiv zu beurteilen, da er der Arterienverkalkung entgegenwirkt. Deshalb wird HDL manchmal auch "gutes Cholesterin" genannt.