Modernes Training: Zum Abnehmen ins Mikrostudio

München (dpa) - Es ist ein Trend, der vor allem das großstädtische Lifestyle-Publikum erfasst: Mikro-Fitnessstudios. Beim Kampf gegen die Problemzonen wird hier auch nicht vor ungewöhnlichen Trainingsmethoden haltgemacht.

Der Schweiß tropft von der Stirn auf den dunklen Boden des kleinen Sportstudios. Die Muskeln zittern, das Gesicht verzieht sich zur angestrengten Grimasse, elektrische Impulse jagen über eine spezielle Trainingsweste durch den Körper - das alles, nur um die Pfunde purzeln zu lassen. 20 Minuten pro Woche, das passt in das Lebenskonzept vieler Frauen und Männer, die in ein sogenanntes Mikro-Fitnessstudio gehen. Der Markt wächst. Ein Sport für die Masse ist dieser Weg zum Abnehmen dennoch nicht.

Stefan Brückl sitzt als Hardware-Entwickler den ganzen Tag am Computer, als Ausgleich will er sich richtig auspowern, wie er sagt. Vor etwa sechs Monaten hat sich der 27-Jährige aus Nürnberg für ein Mikrostudio entschieden, weil er dort seinen „inneren Schweinehund“ besser besiegen könne. „Auch wenn man es nicht wahrhaben will. Dass da jemand ist, der sagt, mach noch eins und dich pusht, ist gut.“

Sie heißen Mikrostudios, weil ihre Trainingsflächen wesentlich kleiner sind als bei klassischen Fitnessstudios - meist nicht größer als 200 Quadratmeter. Zudem sind sie alle bewusst beschränkt auf eine einzige Trainingsform. Ihre Klientel: Lifestyle-Publikum.

Brückl trägt bei seinem 20-Minuten-Training eine angefeuchtete Weste. Sie leitet niedrig dosierten Reizstrom an seinen Körper, um die Muskeln zu stimulieren. Langfristig soll dadurch das Körperfett reduziert und der Körper wohl geformt werden.

Der Trainer leitet den 27-Jährigen durchgehend an: Brückl macht Arm- und Beinübungen, während die Elektroimpulse immer stärker werden. Die Schweißperlen haben ihren Preis: Bis zu 80 Euro kann das Training im Monat kosten, damit liegen die Gebühren deutlich über den Preisen der gängigen Studios.

„Sie kommen meist aus einer bestimmten sozialen Schicht“, beschreibt der Sportwissenschaftler Florian Creamer von der Technischen Universität München die Mikrostudio-Besucher. Darunter seien vor allem gut verdienende Menschen in Führungspositionen, die wenig Zeit hätten. „Sie geben mal für 90 Minuten die Verantwortung ab, wollen das Gehirn ausschalten und sich wirklich anleiten lassen“, sagt Creamer.

Die Mikrostudios tauchen immer öfter im Stadtbild vieler deutscher Städte auf. Allein die vier führenden Anbieter verfügen bereits über mehr als 700 Studios. Die neue Generation der Sportstudios könnte bald schon klassischen Fitnessstudios Konkurrenz machen.

„Mikrostudios sind deutlich im Kommen, das ist der aktuelle Trend“, sagt Frank Koopmann vom Branchenverband DSSV in Hamburg. Die Zahl der Studios steige stetig. Die klassischen Fitnessstudios sind mit rund 6000 Anlagen am Markt und haben ein Umsatzvolumen von jährlich drei Milliarden Euro.

Matthias Lehner ist 44 Jahre alt, hat Marketing studiert und war einst Leistungssportler. Mit seiner Frau gründete er 2007 das erste Bodystreet-Studio in München, heute zählt das Paar im Franchisesystem mehr als 50 Standorte. „Wir haben es geschafft, ein recht pures, bodenständiges Training in die Neuzeit zu interpretieren“, sagt Lehner.

Die Mikrostudios locken ihre Kunden vor allem mit dem Faktor Zeitersparnis und ihren Personaltrainern, die einem nicht von der Seite weichen. „Immer mehr Menschen legen Wert auf die Betreuung und sind dafür bereit, mehr Geld auszugeben“, sagt Koopmann.