Preise rauf bei Lebensmitteln
Düsseldorf (dpa) - Erst Kaffee und Pflanzenöl, jetzt Nudeln und Zucker - bei einigen Lebensmitteln schießen die Preise in die Höhe. Während sich die Verbraucher 2009 und 2010 über 26 Preissenkungsrunden im Handel freuen konnten, geht der Trend nun in die andere Richtung.
„Letztes Jahr gingen die Preisrunden nach unten, jetzt gehen sie nach oben“, sagt der Geschäftsführer des Preisvergleichsdienstes „Preiszeiger“, Jorge Gregório. Im September habe Aldi sogar gleich zwei Preisrunden vollzogen.
Besonders viel Arbeit hatten die Verkäuferinnen beim führenden Discounter vermutlich in der vergangenen Woche. Aldi hob nach Beobachtung des „Preiszeigers“ nicht nur den Zuckerpreis um fast ein Drittel von 65 auf 85 Cent je Kilogrammpäckchen an. Auch Nudeln seien um rund ein Viertel von 39 auf 49 Cent je 500-Gramm-Packung teurer geworden.
Die Aldi-Preise gelten als Messlatte im Lebensmittelhandel, an denen sich die großen Supermarktketten in ihrer untersten Preislage orientieren. Beim größten Lebensmittelhändler Edeka ist das die Eigenmarke „Gut & Günstig“ und bei Rewe die Eigenmarke „Ja“.
Der Vorreiterrolle wurde Aldi gerecht. Beim Zucker drehen Rewe und Lidl ebenfalls in der Größenordnung an der Preisschraube, andere Händler werden nach Ansicht von Branchenkennern folgen.
Preissprünge - im Februar waren es bei Kaffee bis zu 20 Prozent und bei Pflanzenöl bis zu 40 Prozent - haben meist mehrere Ursachen: „Eine deutlich höhere Weltnachfrage nach Lebensmitteln, die Nutzung von Ackerflächen für den Anbau von Energierohstoffen, Wetterkapriolen mit Ernteausfällen und Spekulationen an der Börse können zu starken Schwankungen führen“, erläutert GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth.
Bei Rohstoffen für Lebensmitteln herrscht nach seinen Worten ein mehr oder weniger starker Preisdruck. Für die Lebensmittelhändler geht es also weniger darum, wer Preise senken kann, sondern wer die Preise möglichst lange halten kann. Beim Auslaufen von Lieferverträgen ist dann ein Preisruck möglich.
Nach den Daten der GfK haben die Verbraucher in diesem Jahr bis Ende August im Durchschnitt 2,3 Prozent mehr für die Waren des täglichen Bedarfs inklusive Drogerieartikel bezahlt. Bei Lebensmitteln sei der Anstieg noch etwas stärker, meint Adlwarth.
In Zeiten steigender Preisen könnte man vermuten, dass sich die Discounter über einen regen Kundenzustrom freuen können. Die Daten der GfK-Konsumforscher ergeben ein ganz anderes Bild: Danach machten die Supermärkte in den ersten acht Monaten 2011 mit einem Umsatzwachstum von 2,3 Prozent gegenüber den Discountern Boden gut, die ihren Umsatz in der Summe nur um 0,9 Prozent steigerten.
„Preis rauf - Menge runter“ - die GfK sieht das Discountsegment in einer „Preisfalle“. Auf der einen Seite sei der Druck durch steigende Rohstoffpreise besonders hoch, Rohstoffe hätten bei Discounterware einen höheren Anteil am Preis als bei Markenartikeln. Auf der anderen Seite sei die Mengennachfrage gesunken. Die Discounter verkauften in den ersten acht Monaten 2011 laut GfK gut drei Prozent weniger Ware.