Flexitarier: Fleisch jeden zweiten Tag

Heute ist Weltvegetariertag. Immer mehr Deutsche essen kein Fleisch. Viele andere leben eine „Teilzeitlösung“.

Düsseldorf. Brad Pitt lässt es, Victoria Beckham und Dustin Hoffman auch: Sie alle essen kein Fleisch. Schauspielerin Alexandra Neldel wirbt gar im Fernsehen mit dem Slogan „Be veggie“ („Lebe vegetarisch“) für den Verzicht aufs tote Tier im Kochtopf. Sie trifft damit offenbar einen Nerv: Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage ist die Mehrheit der Deutschen Fleisch gegenüber kritisch eingestellt. Die Gründe sind vielfältig — grausame Bedingungen der Massentierhaltung und Lebensmittelskandale können ebenso zur Abkehr von Schnitzel und Wurstbrot führen wie Übergewicht oder Diabetes.

So wächst die Zahl der Vegetarier denn auch kontinuierlich an. Haben 1983 lediglich 0,6 Prozent der Deutschen Fleischprodukte links liegenlassen, sind es heute mehr als acht Prozent. Hinzu kommen nach Angaben des Vegetarierbunds Deutschland rund 600 000 Veganer, die auf alles Tierische verzichten, selbst auf Wolle und Lederprodukte. Heute haben die Vegetarier sogar einen eigenen Tag: Seit 1977 ist der 1. Oktober Weltvegetariertag.

So richtig im Trend liegt aber nicht der Komplett-Verzicht, sondern eine Art goldener Mittelweg: Sogenannte Flexitarier, auch Teilzeit-Vegetarier genannt, verzichten an mindestens drei Tagen pro Woche auf Fleisch. Laut Forsa haben sich bereits 42 Millionen Deutsche auf diesen Pfad begeben, Tendenz steigend.

„So kann man zurückstecken, ohne komplett zu verzichten“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Christine Langer von der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention. Es sei sogar durchaus sinnvoll, sich seltener an der Fleischtheke zu bedienen, dafür dann aber auf gute Qualität zu achten. „Vor allem viele Männer können sich ein Leben ohne Fleisch kaum vorstellen“, sagt sie. „Da ist weniger besser als kompletter Verzicht.“

Langer zählt sich selbst zu den Flexitariern. „Wir müssen nicht so viel Fleisch produzieren und konsumieren, wie es zurzeit der Fall ist“, sagt sie. „Wenn mehr Menschen umdenken, können wir langfristig die Haltungsbedingungen der Tiere verbessern.“ Darum gehe es auch den meisten Vegetariern: „Viele essen ja vor allem wegen moralischer Bedenken kein Fleisch, nicht wegen gesundheitlicher.“