Schwangerschaft nach Gebärmutterhalskrebs möglich
Berlin (dpa/tmn) - Mit der Diagnose Gebärmutterhalskrebs findet der Wunsch nach eigenen Kindern bei vielen Frauen ein jähes Ende. Doch in manchen Fällen lasse sich der Tumor operativ behandeln, ohne dass die Fruchtbarkeit verloren geht, sagte Prof. Achim Schneider.
Eine Schwangerschaft ist auch nach Gebärmutterhalskrebs möglich. Das war zum Auftakt einer internationalen Konferenz zu krebserregenden humanen Papillomviren (HPV) in Berlin zu hören. „Es ist ein Kurzschluss zu sagen, Gebärmutterhalskrebs bedeute Gebärmutterentfernung“, so Achim Schneider, Leiter der Klinik für Gynäkologie der Charité in Berlin.
Als bislang einzige Klinik in Deutschland bietet die Charité seit 15 Jahren die sogenannte radikale Trachelektomie an. Dabei entfernen die Ärzte einen Teil des Gebärmutterhalses und des umgebenden Bindegewebes. So behandelte Frauen sind laut Schneider praktisch genauso fruchtbar wie gesunde Frauen. Zwar sei aufgrund des verkürzten Gebärmutterhalses die Gefahr einer Frühgeburt erhöht. Trotzdem sollte das Verfahren seiner Ansicht nach vermehrt angeboten werden, weil es eine wenig invasive Methode sei und den Kinderwunsch trotz Krebs ermögliche.
„Jede Frau mit einem Tumor von weniger als zwei Zentimeter Durchmesser sollte darüber aufgeklärt werden“, forderte Schneider. Er wies daraufhin, dass die Methode als Verfahren in den ärztlichen Leitlinien genannt, aber offenbar aus „Unwissen, Uninteressiertheit, Schlamperei“ vielen Frauen vorenthalten werde. Die OP sollten jedoch nur Mediziner vornehmen, die sich sehr gut mit vaginalen Operationen, also OPs durch die Scheide, auskennen. „Das ist nicht einfach.“ Er sprach sich daher dafür aus, bundesweit noch zwei weitere Spezial-Zentren wie das an der Charité einzurichten.
Voraussetzung für die teilweise Gebärmutterhalsentfernung ist, dass der Tumor weniger als zwei Zentimeter Durchmesser hat, die Lymphknoten tumorfrei sind, der Tumor ohne Probleme entfernt werden kann und nicht in Blutgefäße vorgedrungen ist.
Bislang erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 6200 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, 1700 sterben daran. Rund zwei Drittel der Erkrankten sind jünger als 59 Jahre, 20 Prozent sogar zwischen 15 und 39. Da das mittlere Alter von Schwangeren in den vergangenen Jahrzehnten stetig angestiegen ist, sind immer öfter Frauen mit der Krebsdiagnose konfrontiert, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben,