Studie: Viele Krampfader-OPs könnten gespart werden

Berlin (dpa) - Rund 470 000 gesetzlich Versicherte in Deutschland erkranken jährlich neu an Venenleiden - viele Patienten werden unnötig operiert. Das geht aus dem neuen Heil- und Hilfsmittelreport der Krankenkasse Barmer GEK hervor.

Gezielter Einsatz unter anderem von Physiotherapie könnte den Patienten „unnötige oder verfrühte Krankenhausaufenthalte und überflüssige chirurgische Eingriffe im großen Stil“ ersparen, sagte Kassen-Vize Rolf-Ulrich Schlenker am Mittwoch in Berlin.

Nur rund jeder zehnte Bundesbürger gibt laut Report an, keine Beschwerden am Venensystem zu haben. Krampfader-Operationen verbunden mit Aufenthalt im Krankenhaus gebe es jedes Jahr rund 300 000 Mal. Studienautor Gerd Glaeske sagte: „Obwohl es kaum Belege über die Wirksamkeit von chirurgischen Eingriffen gibt, wird häufig operiert.“ Kompressionsstrümpfe würden besser helfen - „vorausgesetzt, die Patienten tragen sie auch“, wie Glaeske ergänzte. Nur 37 der Patienten tragen diese Strümpfe laut einer Studie zumindest zeitweise.

Von Venenerkrankung besonders betroffen sind Frauen und Senioren. Jährlich kostet die Behandlung die gesetzlichen Kassen rund 62 Millionen Euro.

Mehr Training und weniger Operationen forderten die Experten auch für die sechs bis acht Millionen Harninkontinenz-Patienten in der Bundesrepublik. „Die Kosten für Inkontinenzvorlagen und operative Eingriffe ließen sich durch frühzeitigere Versorgung und ein besseres Therapie-Management reduzieren“, sagte Glaeske. So seien Beckenbodentraining und Elektrostimulanzgeräte zu wenig verbreitet. Auch bei Arthrose sollten die Ärzte mehr auf Physiotherapie setzen.

Insgesamt stiegen die Ausgaben für Heilmittel wie Physiotherapie und Hilfsmittel wie Einlagen oder Stützstrümpfe deutlich an. Bei 573 Millionen Euro gab Deutschlands größte Krankenkasse Barmer GEK im vergangenen Jahr rund 7,8 Prozent mehr für Heilmittel aus als im Jahr davor. Die Ausgaben für Hilfsmittel stiegen um 5,1 Prozent auf 666 Millionen Euro. Bei allen gesetzlichen Kassen wurden 6 Milliarden Euro für Hilfs- und 4,6 Milliarden für Heilmittel ausgegeben. Die Gründe seien wenig erforscht. „Im Grunde ist der Heil- und Hilfsmittelmarkt immer noch eine teure Blackbox, über die wir zu wenig wissen“, sagte Schlenker.