Umstrittene Pille zur HIV-Prävention

Medikament wurde in den USA zugelassen. Kritiker fürchten eine neue Sorglosigkeit.

Berlin. Es wäre so schön: eine Pille, die sicher vor der Infektion mit dem Aidserreger HIV schützt. Damit ließe sich dem millionenfachen Tod durch eine der schlimmsten Seuchen der Weltgeschichte Einhalt gebieten. Ein solches Präparat gibt es aber nicht, und es zeichnet sich auch nicht ab. In den USA wurde nun aber eine Kombination bekannter Wirkstoffe gegen das Aidsvirus mit dem Markennamen „Truvada“ auch zur vorbeugenden Behandlung zugelassen.

Das Ziel: Menschen in Risikogruppen, etwa homosexuelle Männer oder Drogenabhängige, die nicht mit HIV infiziert sind, nehmen die Pillen regelmäßig. Deren Wirkstoffe breiten sich im Körper aus. Falls das Virus dann in den Körper kommt, kann es die Zellen schlechter infizieren und sich schwerer in ihnen vermehren. Auf diese Weise wird das Risiko, sich zu infizieren, verringert. Aber: Es besteht fort.

„Truvada“ ist in den USA bereits seit 2004 zugelassen — allerdings bislang nur zur Behandlung von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern. „Truvada“ ist auch in Deutschland zugelassen, nicht aber zur Vorbeugung. 30 Tabletten kosten laut Apothekenpreisliste 819,01 Euro.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA stützt sich bei ihrer Zulassung unter anderem auf zwei Untersuchungen. In diesen wurde das Risiko einer Infektion durch das Medikament signifikant verringert. Einmal um 42 Prozent, einmal um 75 Prozent.

Die einen sehen diese Ergebnisse als Erfolg. Kritiker warnen dagegen vor der möglichen Sorglosigkeit bei sexuellen Kontakten, die das Medikament mit sich bringen könnte. Das US-Zentrum für Infektionskontrolle weist darauf hin, dass der vorbeugende Schutz nur für eine kleine Hochrisiko-Gruppe geeignet ist. Für diese aber könne es „ein wichtiges, zusätzliches, vorbeugendes Werkzeug sein“.

Das Aidsprogramm der Vereinten Nationen (UNAids) begrüßte die Zulassung. Aber es ergänzte: „Keine einzelne Maßnahme schützt vollständig vor der HIV-Infektion, daher empfiehlt UNAids mit Nachdruck eine Kombination aus verschiedenen Präventionen, darunter Kondome für Menschen in Risikogruppen.“