Haus- und Gartentrends 2017 Cola — ein fragwürdiger Gartenhelfer
Ratgeberforen empfehlen den Einsatz im Kampf gegen Moos. Experten warnen jedoch vor den Folgen.
Düsseldorf. Der Frühjahrsputz am Haus und die Gartenarbeit können körperlich so richtig anstrengend sein. Klar, dass da viele hellhörig und experimentierfreudig werden, wenn der Einsatz eines einfachen Haushaltsmittels eine wesentliche Erleichterung verspricht - zum Beispiel im Kampf gegen Algen, Flechten und lästiges Moos, das sich regelmäßig an Rollläden, Fassadenfugen oder zwischen jenen der Terrasse und von Gehwegplatten breitmacht. „Cola hilft gegen das Moos an der Hauswand“, lautet ein verblüffender Tipp, der im Internet gerade die Runde macht.
Mit dem koffein- und kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränk, das der US-Apotheker John Stith Pemberton 1886 erfand, den grünen Befall auf den Rollläden entfernen? Funktioniert das wirklich? Der Selbstversuch mit der braunen Brause und einem Schwammtuch bestätigt: Es klappt, die Kunststoffoberfläche wird rasch wieder algenfrei. Aber man sollte angesichts des Zuckergehalts der Cola noch gründlich mit Wasser nachspülen, damit an der klebrigen Oberfläche nicht rasch ganz normaler Schmutz haften bleibt. Für einen größeren Einsatz im Außenbereich erscheint das „Wundermittel“ eher ungeeignet.
Weil das Moos Feuchtigkeit und Kalk braucht, um zu wuchern, siedelt es sich vor allem an schattigen Stellen auf Gehwegen und Fassadenfugen an. Auf Dauer kann dieser Bewuchs auch zu Schäden führen, weil Feuchtigkeit in die Fassade eindringt. „Die Phosphorsäure in der Koffeinbrause ist ein effektiver Moosentferner. Die Fugen werden durch die Cola nicht angegriffen. Auch Verfärbungen auf den Steinen braucht man nicht zu fürchten — dafür ist der Farbstoff nicht stark genug“, empfiehlt das Ratgeber-Portal auf www.zuhause.de den Einsatz auf allen steinernen Oberflächen.
Und im Gegensatz zu den handelsüblichen Moosvernichtern sei bei der Cola keine besondere Vorsicht geboten, da sie nicht giftig ist, so der Internet-Ratgeber. Als weiteres Plus komme hinzu, dass die Cola auch einer neuen Moosbildung entgegenwirke. Ein Effekt, der bei der oft angewandten Bekämpfung mittels Hochdruckreiniger kaum zu erzielen sei. Vom großflächigen Einsatz von Cola auf Gehwegen rät aber auch das Ratgeber-Portal wegen der Klebefalle ab. Gegen feines Moos an schwer zugänglichen Stellen sei sie aber der ideale Wirkstoff.
Das sieht der Diplom-Biologe Jörg Liesendahl gänzlich anders. „Cola ist auch eine Chemikalie und die sollte so wenig wie möglich im Garten eingesetzt werden. Sie wirkt auch über den behandelten Rand hinaus auf Mikro-Organismen. Ich plädiere daher fürs gute alte Schrubben. Das Moos mit Cola loswerden zu wollen, halte ich für Quatsch“, sagt das Vorstandsmitglied der Bund-Kreisgruppe Wuppertal. Er rät auch vom Einsatz von Hochdruckreinigern ab. „Der trägt noch zusätzlich Wasser in die ohnehin schon feuchten, schattigen und durch Umbauung vor der Austrocknung durch Wind geschützten Bereiche. Da wachsen Algen, Flechten und Moos schnell wieder.“
Für den Bund-Vertreter beruht der Einsatz von Unkrautvernichtern im Garten auf drei menschlichen Fehleinschätzungen: „Erstens, ich gebe vor, wie die Natur zu sein hat. Zweitens, ich habe keine Lust mich großartig pflegerisch zu betätigen. Und drittens, ich habe auch kein Interesse mich mit der unplanbaren Natur zu beschäftigen.“
Meist handele es sich bei dem, was zwischen dem Pflaster wuchert, auch gar nicht um Moos. „In der Regel ist das ein Mastkraut, eine fast waagerecht wurzelnde Pflanze aus der Familie der Nelkengewächse. Gegen die hilft dauerhaft nur körperlicher Einsatz mit dem Fugenkratzer. Und da wird es wieder anstrengend“, erklärt Jörg Liesendahl.
Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW sagt, weil auch das Abflemmen Gefahren berge, gebe es keine echte Alternative zum Kratzen, Bürsten und Vertikutieren. Wie man lästige Unkräuter loswird, ohne die Umwelt zu gefährden, dafür hält der Arbeitskreis Wasser- und Pflanzenschutz Tipps für Laien im Netz bereit (siehe Kasten).