Der meiste Fisch auf deutschen Tellern kommt aus dem Ausland
Berlin (dpa) - Seinen Fischkonsum kann Deutschland bei weitem nicht allein decken. Bis Anfang April haben die Deutschen schon etwa so viel Fisch gegessen, wie insgesamt von deutschen Fischern in einem Jahr in EU-Gewässern gefangen wird.
Jeder in Deutschland konsumierte Fisch stammt von nun an rechnerisch gesehen aus Gewässern außerhalb der EU. Das geht aus einem Bericht zur EU-Fischerei hervor, den die Deutsche Umwelthilfe, Brot für die Welt und Slow Food Deutschland am Freitag in Berlin präsentierten. Er wurde vom Verband Ocean 2012 und der New Economics Foundation (NEF) erarbeitet.
Der Fisch aus Aquakulturen in Deutschland oder von deutschen Schiffen in europäischen Gewässern deckt demnach 26,5 Prozent des jährlichen Fischbedarfs der Deutschen. Das entspricht rund 100 Tagen eines Jahres. Durchschnittlich 15 Kilogramm Fisch essen Menschen in Deutschland pro Jahr. Dem Bericht zufolge konnte die Bundesrepublik im Jahr 1990 noch 32,8 Prozent des Eigenbedarfs decken.
In den vergangenen Jahren habe die EU eine „Nachhaltigkeitswende“ in der Fischerei vollzogen, sagte dagegen Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbandes, der Nachrichtenagentur dpa. Der Anteil überfischter Bestände im Atlantik und benachbarten Meeren sei zwischen 2004 und 2011 von 94 auf 47 Prozent gefallen, heißt es in einem Dokument der Europäischen Kommission zu den Fangmöglichkeiten 2013.
Dennoch seien illegale Fangkampagnen, unter anderem in West- und Ost-Afrika ein Problem, betonte Francisco Mari, Fischereiexperte von Brot für die Welt. „Mit unserem Verzehr importierten Fischs tragen wir zur Verarmung der Menschen an den Küsten des globalen Südens und zur Verschärfung von Hungerkrisen bei.“
In dem NEF-Bericht wird der europäische Fischkonsum aus dem Jahr 2010 analysiert. Fast die Hälfte des in der EU verspeisten Fisches kommt demnach aus nicht-europäischen Gewässern. In Deutschland ist es demnach noch weit mehr.