Hausnotrufe bieten Sicherheit
Wer durch Krankheit ein größeres Unfallrisiko hat, kann weiter alleine leben.
Halle. Im Notfall alleine und hilflos zu Hause zu sein, das ist ein Horrorszenario für viele ältere Menschen. Wer in der Wohnung gestürzt ist und es selbst nicht mehr zum Telefon schafft, muss aber nicht ewig auf Hilfe warten. Ein Hausnotrufsystem, das per Funk arbeitet, kann Sicherheit bieten.
"Das Hautnotrufsystem besteht aus einem Basisgerät, das in der Wohnung unter das Telefongerät passt und parallel dazu angeschlossen wird", erklärt Ralph Knüttel von der Johanniter-Unfall-Hilfe. In das Basisgerät sind ein Mikrofon und ein Lautsprecher integriert. Es sollte möglichst unverdeckt an der Wand hängen, damit man im Notfall schnell Zugriff hat, rät Michael Schnepel, Vorsitzender des Bundesverbandes Hausnotruf aus Bremen.
Zu dem Basisgerät gehört ein Notrufknopf, der am Körper getragen wird. Drückt ein Kunde den Knopf seines Senders, wird über Lautsprecher und Mikrofon eine Sprechverbindung zur Rufzentrale hergestellt. Die Zentrale ist rund um die Uhr besetzt, erklärt Knüttel.
Auch wer nicht in der Lage ist zu sprechen, kann über den Notfallknopf Hilfe anfordern. Geht das Alarmsignal ein, wird zumeist eine bekannte Kontaktperson des Kunden verständigt. Die schaut dann bei dem Hilfesuchenden vorbei. Damit die Tür nicht eingetreten werden muss, sollte die Kontaktperson einen Haustürschlüssel besitzen. "Der robuste Sender mit dem roten Notrufknopf kann als Armband, als Halskette oder als Clip an der Kleidung getragen werden", erläutert Knüttel. Der Sender sei in der Regel wasserdicht, damit man ihn auch im Bad tragen kann. "Dort passieren häufig Unfälle oder ältere Menschen erleiden einen Schwächeanfall."
Damit der Benutzer sicher sein kann, dass das System funktioniert, sollte es eine sogenannte Tages-Taste geben. Die muss man ein- bis zweimal täglich drücken, um "zu signalisieren: "Bei mir ist alles okay!"", sagt Knüttel. Außerdem müsse sich das Gerät selbst kontrollieren und seinen Zustand regelmäßig an die Zentrale melden. So soll verhindert werden, dass beispielsweise eine leere Sender-Batterie unbemerkt bleibt.
Die Rufhilfe lohnt sich für Menschen, die selbstständig leben möchten, aber durch ihr Alter oder eine Krankheit ein höheres Unfallrisiko haben und möglicherweise im Notfall das Telefon nicht rechtzeitig erreichen würden. "Für Menschen mit Demenz ist ein Hausnotrufgerät eher ungeeignet", erklärt Simone Meisel von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. "Es könnte sein, dass sie den Notruf unkontrolliert betätigen und nicht in der Lage sind zu entscheiden, wann sie Hilfe benötigen."
Obwohl es solche Systeme schon seit den 80er Jahren in Deutschland gibt, werden sie nur von zwei Prozent der über 65-Jährigen genutzt. Das geht aus einer Statistik des Bundesverbandes Hausnotruf hervor. Bei der Suche nach dem passenden Dienstleister helfen Schnepel zufolge die Gelben Seiten, Sozialämter, Pflegedienste oder der Bundesverband Hausnotruf. Aber auch bei kirchlichen Einrichtungen können Interessierte nachfragen.
"Die Leistungsangebote sind vielfältig", sagt Meisel. "Es lohnt sich in jedem Fall, vor Abschluss eines Vertrages mehrere Angebote einzuholen und Leistungen und Preis zu vergleichen." Die Anbieter arbeiten meist mit verschiedenen Systemen, die aber oft ähnlich funktionieren.
Der Tarif sollte möglichst keine Mindestlaufzeit haben und Folgendes beinhalten: das Aufstellen und Programmieren der Geräte, die Einweisung des Nutzers und der Kontaktpersonen in das System und die Beseitigung von Mängeln. "Viele Anbieter von Hausnotrufdiensten verstehen sich immer mehr als Anbieter von Serviceleistungen", erklärt Meisel. Verbraucher könnten zusätzlich zwischen dem Anschluss von Einbruch-, Feuer-, Bewegungs- und Gasmeldern, einem Weckdienst oder der Erinnerung an die Medikamenteneinnahme wählen.
Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl sei, ob in der Notrufzentrale und beim Hilfsdienst am Ort qualifizierte Fachkräfte arbeiten, erklärt Meisel. Ein regionaler Dienstleister könne von Vorteil sein, "wenn die Helfer dadurch schnell vor Ort sein können". Außerdem sollte der Anbieter mit einem ortsansässigen Schlüsseldienst zusammenarbeiten. "Im schlimmsten Fall erhält man nach der Beauftragung im Internet ein Päckchen mit dem Gerät und darf dies selbst anschließen", warnt Knüttel vor unseriösen Anbietern.