Kleidung fair kaufen – aber wie?
Der Kunde sollte auf die Herstellung aus Bio-Baumwolle achten. Doch es gibt verwirrend viele Gütesiegel.
Düsseldorf. Ökologisch und fair produzierte Kleidung darf heute auf keiner internationalen Modeschau mehr fehlen. Andererseits heizen immer schnellere Kollektionswechsel und Dumpingpreise unseren Kleider-Konsum an: 18 Kilogramm kauft jeder Bundesbürger pro Jahr - das ist Weltspitze. Dabei ist den meisten Verbrauchern inzwischen klar: Nur ein ausbeuterisches Produktionssystem kann die Flut immer billigerer Kleidung in unsere Läden schwemmen.
Tatsächlich haben seit Anfang der 90er Jahre Organisationen wie die Clean Clothes Campaign (CCC) immer wieder über Kinderarbeit, Hungerlöhne, exzessive Überstunden und Misshandlungen in der Textilindustrie in Asien, Lateinamerika und Afrika berichtet. Das aber wollen die meisten Verbraucher nicht mehr akzeptieren. "Mir ist es wichtig, Produkte zu kaufen, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden", gaben 2009 fast 95 Prozent der Befragten der "Otto-Trendstudie" ("Die Zukunft des ethischen Konsums") an.
Tatsächlich legte der faire Handel 2008 weltweit um 25 Prozent, in Deutschland sogar um 50 Prozent zu - wohl auch dank eines starken Marketing-Instruments. Das schwarzblaugrüne "Fairtrade"-Siegel kennen laut einer Infratest-Umfrage 44,4 Prozent, und es genießt wie das sechseckige Biosiegel für Lebensmittel eine hohe Glaubwürdigkeit. Ein vergleichbares Gütesiegel mit hohem Bekanntheitsgrad fehlt aber bislang im boomenden Markt der grünen Mode.
Zahlreiche Siegel verwirren: Jeder Hersteller versieht seine Bio-Kollektion mit eigenen Labels. Ob "Bio-Cotton", "Pure Wear" oder "Organic Collection" - ihnen allen gemeinsam ist: Sie sagen nur etwas über den Rohstoff aus. Stammt er aus "kontrolliert biologischem Anbau" (kbA) ist schon viel gewonnen. Bei keiner anderen Nutzpflanze wird so viel Chemie und Wasser eingesetzt wie für die Baumwolle. 28000 Tote und 150 000 Vergiftungen pro Jahr sind laut Weltgesundheitsorganisation WHO die Folge.
Der Anbau von Bio-Baumwolle ist aber für die Bauern nicht nur gesünder, sondern auch wirtschaftlich sinnvoller. Denn sie erzielen höhere Preise und sparen sich Ausgaben für Pestizide und Düngemittel. Die "grünen" Firmenlabels verraten aber weder, wie viel Chemie beim Bleichen, Färben und Veredeln zum Einsatz kommt, noch unter welchen sozialen Bedingungen die Jeans oder das T-Shirt entstanden.
Was man selber tun kann: Senken Sie Ihren Kleiderkonsum! Wirklich ökologisch ist vor allem eine lange Lebensdauer von Textilien. Dazu trägt auch der Kauf und Verkauf in Secondhand-Läden oder bei Tauschbörsen bei. Das hat auch den Vorteil, dass eventuelle Schadstoffe mittlerweile ausgewaschen sind. Erkundigen Sie sich aber vorher in den Geschäften nach der Produktionsweise.
Für die keiner wechselnden Mode unterworfene Basis-Garderobe wie Polo-Shirts, Pullover oder auch dem "kleinen Schwarzen" lohnt es sich auch mal mehr Geld für ökologisch und fair produzierte Mode auszugeben. Erfragen Sie bei der Geschäftsleitung Ihrer Lieblingsmarke, wie das Unternehmen seiner sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht wird. Informieren Sie sich bei Organisationen wie der "Kampagne für saubere Kleidung".