Klingeltöne: Vorsicht, Falle!

Die EU will gegen Anbieter vorgehen, die die Preise undurchsichtig darstellen.

Brüssel. Die Internet-Seite verspricht das Lieblingslied für 1,79 Euro - doch auf der Rechnung stehen später 5 Euro. Handy-Klingeltöne zum Herunterladen sind ein Riesengeschäft für die Anbieter - und oft eine böse Überraschung für die Käufer. Wer nicht aufpasst, wird von windigen Geschäftemachern gnadenlos abgezockt.

Die EU-Kommission will jetzt die Tricksereien unterbinden und schärfer gegen die schwarzen Schafe unter den Klingelton-Anbietern vorgehen. Das bestätigte gestern eine Sprecherin von EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva.

Anfang Juni ließ die Brüsseler Behörde 558 Anbieter-Seiten im Internet prüfen - bei mehr als 80 Prozent bestätigte sich der Verdacht, dass sie das Verbraucherrecht verletzen. Die Hälfte der Angebote richtete sich ausdrücklich an Jugendliche.

In Deutschland wurden 30 Websites überprüft, 20 davon beanstandet. Laut EU-Sprecherin waren Preise nicht eindeutig angegeben oder es fehlten Informationen darüber, ob man nur für das Herunterladen eines Liedes bezahlt oder einen Abo-Vertrag abschließt.

"Wir werden diese Anbieter verfolgen und sie auffordern, ihre Praktiken zu ändern", sagte die Sprecherin. Sollten sie das nicht tun, hätten sie mit gerichtlichen Schritten zu rechnen. Die Verbraucherzentrale Bundesverband begrüßte dies.

Auch der Verband hatte sich an der Untersuchung beteiligt und 11 Internet-Seiten unter die Lupe genommen; 9 Anbieter hat er bereits abgemahnt. "Die gesetzlichen Regelungen müssen schärfer gefasst werden, damit Schlupflöcher nicht mehr möglich sind", fordert eine Sprecherin.

Ein Problem ist nach wie vor, dass Klingeltöne oft über eine 0900er Nummer abgerufen werden müssen - zum Minutenpreis. Wer Pech hat, wird mit langatmigen Ansagen oder Wiederholungen möglichst lange in der Leitung gehalten.

Teuer wird es auch, wenn eine Rückfrage folgt, zum Beispiel zu dem Handytyp. Die Antwort-SMS kostet dann noch einmal genauso viel wie der Klingelton.

Gerade für Kinder und Jugendliche kann das schnell zur Preisfalle werden. 190 Millionen Euro geben die Sechs- bis 19-Jährigen in Deutschland jährlich für das Herunterladen von Spielen und Klingeltönen aus, haben die Marktforscher IconKids & Youth berechnet. Schnell übersteigen die Kosten das Taschengeld.

Der Bundesverband der Inkasso-Unternehmen schätzt, dass bereits zwölf Prozent der 13- bis 24-Jährigen Schulden haben: Viele mehr als 1000 Euro.