Klonfleisch: Das sollten sie wissen
EU: Nachkommen der vervielfältigten Tiere sollen laut Agrarminister verkauft werden dürfen.
Berlin. "Dolly", das erste geklonte Schaf, lebt längst nicht mehr. Das Klonen jedoch geht weiter. Die EU-Landwirtschaftsminister wollen den Weg freimachen für ein erweitertes Zulassungsverfahren für Klonfleisch. Viele Verbraucher sind verunsichert, weil sie nicht wissen, was dies für Folgen haben könnte.
Die Regelung zur Zulassung von Fleisch geklonter Tiere und deren Nachkommen ist bisher nur ein Plan. Das Europaparlament hat über die Verordnung noch nicht entschieden, sich aber zuvor schon gegen Klonfleisch und das Klonen von Tieren für Nahrungsmittel ausgesprochen. Bisher liegt kein Antrag von der Industrie für eine Zulassung in Europa vor. In den USA und Kanada gibt es Klonfleisch bereits.
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sieht in dem Zulassungsverfahren eine Verschärfung. Sie will aber, dass Klonfleisch aus der sogenannten Verordnung über neuartige Lebensmittel (Novel Food) herausgelöst und in einem eigenen Papier geregelt wird. Dann sollen nämlich auch ethische Bedenken und der Tierschutz in die Zulassung einfließen.
Nach Einschätzung der Agrarministerin ist damit eine Möglichkeit gegeben, um die Zulassung im einzelnen Fall verbieten zu können. Für diese Variante können sich aber bisher nicht genug EU-Staaten erwärmen.
Nach dem geltendem Recht sind nur die Lebensmittel geklonter Tiere und nicht die ihrer Nachkommen rechtlich erfasst. In der Vereinbarung der EU-Landwirtschaftsminister vom Montag heißt es, dass die Regelung ausdrücklich für Lebensmittel aus Tieren gilt, die durch Klonen entstanden sind - und dass sie erweitert wird auf Nachkommen geklonter Tiere. Dies ist in einer Verordnung geregelt, die die Zulassung und Kennzeichnung etwa genveränderter Produkte regelt.
Dafür gibt es bisher keine Anhaltspunkte. Geklonte Tiere sind so etwas wie eineiige Zwillinge. Sie können für Züchter oder Industrie interessant sein, um etwa die Vorteile von Super-Bullen und Pracht- Kühen zusammenzubringen. Doch viele Fragen sind noch offen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Klonfleisch grundsätzlich als unbedenklich eingestuft. Allerdings soll weiter geforscht werden. Verbraucherschützer sehen Risiken: Unklar ist, ob sich Veränderungen bei Nachkommen fortsetzen.
Das Schaf "Dolly" war durch die Verschmelzung einer Körperzelle eines erwachsenen Schafes - zum Beispiel von der Haut - mit einer Zelle ohne Erbgut entstanden. Dagegen gibt es erhebliche Bedenken, weil die Erfolgsquote als gering gilt und Tiere missgebildet sein können. Es gibt aber auch die Methode, einen Embryo zu teilen und die Embryonen in sogenannte Leihmütter einzusetzen.