Microsoft: Vista ist zum Erfolg verdammt

Gewinn- und Umsatzwachstum soll das neue Windows bringen. Die Käufer halten sich aber noch zurück.

<strong>Düsseldorf. Kaum sind die Feierlichkeiten am Time Square in New York für das neue Betriebssystem Windows Vista vorbei, macht sich in der Microsoft-Zentrale bereits Katerstimmung breit. Wie immer ist Vista "das beste Windows, was es jemals gab." Für Bill Gates, der eigens zu dem Fest geeilt war, bedeutet das neue Windows und die gleichzeitig mit ausgelieferte Bürosofware Microsoft Office 2007 aber noch weit mehr. "Keine Windows-Version hatte so eine große Bedeutung wie Vista", sagte Gates. Und in der Tat hängt davon das Wohl und Wehe von Microsoft ab: Mehr als die Hälfte des Umsatzes und fast den gesamten Gewinn erzielt der Konzern mit Windows und Office. Wegen der Verschiebung von Vista ist der Gewinn in letzten Quartal um fast 30 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar eingebrochen.

Anders als bei Windows 95, als die Kunden in den Läden Schlange standen, hält der Verbraucher sich bei Vista noch zurück. Vielen ist das Betriebssystem schlicht zu teuer und hat zu hohe Hardwareanforderungen. Sie werden warten, bis sie sich einen neuen PC zulegen - auf dem ist Vista dann ohnehin gleich installiert. Bis dahin dürfte Vista auch die von vielen mit Recht befürchteten Kinderkrankheiten überwunden haben. Auch dürften die Zulieferer dann die notwendigen Treiber zur Verfügung gestellt haben, die es für ältere Hardware nicht mehr gibt.

Minimalanforderungen: Um Microsofts schönes neues Betriebssystem benutzen zu können, muss man mindestens 512 Megabyte Arbeitsspeicher haben. Knapp 500 MB Speicher und fast 7 Gigabyte Festplattenplatz verschlingt das Vista-Programm mit seinen 50 Millionen Programmzeilen selbst.

Gutes Arbeiten: Komfortabel läuft Vista erst ab einem Gigabyte Arbeitsspeicher und einer Grafikkarte mit 128 MB eigenem Speicher. Die Karte sollte den DirectX9-Standard unterstützen. Nur so lassen sich die 3-D-Effekte und halbdurchsichtigen Fenster der Oberfläche "Aero" nutzen. Wer einen älteren PC zu Hause hat, sollte also die Finger von Vista lassen.

Vista-Planzahlen: Bis 2008 will Microsoft die Hälfte der Geschäftskunden und 30 Prozent der Privaten mit Vista ausgerüstet haben. Das wären 200 Millionen Exemplare. Die Pakete kosten in Deutschland zwischen 119 Euro (Upgrade Vista Home Basic) und 499 Euro (Vollversion Vista Ultimate). Auf Druck der EU gibt es Vista auch in der N-Version - ohne Media Player.

Windows Vista ist kaum auf dem Markt, da gibt es schon die ersten Witze: Was ist der Unterschied zwischen Vista und einem U-Boot? Es gibt keinen: Macht man ein Fenster auf, hat man Probleme!

Doch aller Windows-Abneigung vieler PC-Nutzer zum Trotze wird sich Vista durchsetzen - wegen des Spiele-Tricks: Schon jetzt steht fest, dass Microsoft die Multimedia-Schnittstelle DirectX (derzeit Version 9.0c) nur für Vista weiterentwickeln wird. Die Schnittstelle wird aber bei PC-Spielen mit hohen Grafikanforderungen benötigt. Wer also die neuesten PC-Spiele nutzen will, braucht irgendwann DirectX 10 - und damit Windows Vista . . .