Neue Pflegenoten in der Kritik
Die Berechnung der Bewertung ist umstritten. Dennoch werden erste Ergebnisse im Dezember veröffentlicht.
Berlin/Dortmund. Pflegeheime haben einen schlechten Ruf: Zu teuer, zu wenig Personal, schlechte Versorgung. Kein Wunder, dass viele Angehörige verunsichert sind, wenn sie auf der Suche nach einem Heim sind. Am Preis können sie sich nicht orientieren, ergab der "Pflegeheim Rating Report 2009".
Orientierung sollen die neuen Pflegenoten geben. Sie werden von Prüfern des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) vergeben. Die Noten sind allerdings umstritten - auch, weil zwei Drittel der bislang getesteten Heime gute Bewertungen bekamen, Experten aber sehr wohl Mängel feststellen.
Seit Anfang Juli läuft die Prüfung der bundesweit rund 10.300 Pflegeheime. "Im Dezember sollen die Ergebnisse für die ersten 1057 Einrichtungen im Internet stehen", sagt Ann Marini vom GKV-Spitzenverband in Berlin, der Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen.
Unter www.pflegenoten.de bekommen Verbraucher Informationen zu den Pflegenoten. Eine Grafik zeigt die Gesamtnote, die zwischen eins ("sehr gut") und fünf ("mangelhaft") liegt. Sie lässt sich mit der Durchschnittsnote aus dem Bundesland vergleichen. Außerdem gibt es für Bereiche wie "Pflege und medizinische Versorgung" oder "Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung" Teilnoten.
Basis der Noten sind 82 Einzelbewertungen. Auf "Pflege" entfallen zum Beispiel 35 Kriterien, auf "Soziale Betreuung" zehn. Bei der Pflege wird unter anderem geprüft, ob der "Ernährungszustand angemessen" ist, im Bereich "Soziale Betreuung", ob es Gruppenangebote gibt. Aus allen Bewertungen eines Bereiches wird der Mittelwert errechnet. 7,5 bis 8,7 entspricht der Note zwei.
Diese Berechnung steht in der Kritik. Denn der Schutz vor Wundliegen zählt für die Endnote genauso viel wie ein gut lesbarer Speiseplan. "Die Kriterien sind nicht gewichtet", erklärt Eckart Schnabel, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund. "Es gibt aber Kriterien, die viel wichtiger sind als andere."
Laut Schnabel sind Befragungen von Bewohnern zu ihrer allgemeinen Zufriedenheit wenig aussagekräftig. Denn in der Regel äußerten sich Menschen viel positiver, als es ihrer Situation entspricht. Tatsächlich erhielten 98,8 Prozent der bislang geprüften Heime von den Bewohnern gute Noten. Deshalb rät Schnabel: "Gehen Sie in das Heim und reden Sie selbst mit Bewohnern und Personal und verschaffen Sie sich so einen persönlichen Eindruck."