Permanent Make-up: Kosmetik, die unter die Haut geht
Immer mehr Frauen setzen auf Permanent Make-up. Doch die dauerhafte Farbe birgt auch Gefahren.
Düsseldorf. Schwimmen, ohne daran denken zu müssen, ob die Wimperntusche wirklich hält, was sie verspricht. Und morgens aufwachen und schon geschminkt sein - Permanent Make-up nennt sich das wundersame Mittel, das immer mehr Frauen für sich entdecken.
Ähnlich wie bei einem Tattoo wird Farbe mit einer Nadel in die mittleren Hautschichten eingestochen. Gemalte Härchen betonen die Augenbrauen oder den Wimpernkranz und Linien geben den Lippen eine stärkere Kontur. Seine Farbe behält das Make-up bis zu fünf Jahre. Dann ist es jedoch nicht ganz weg, sondern nur reif für eine Nachbearbeitung.
Zwar nutzen vor allem schönheitsbewusste Frauen das Permanent Make-up, doch gerade für Krebspatienten und Unfallopfer ist die permanente Schminke eine große Erleichterung. Zu der Permanent Make-up-Spezialistin Birgit Schneider, die mit ihrer Kette Permanent-Line durch Schönheitssalons in ganz Deutschland, unter anderem auch in Düsseldorf, Wuppertal und Remscheid, tourt, kommen jede Woche mehrere Krebspatienten.
"Damit sie nicht so kantig und starr aussehen wie ein Reptil, betone ich ihren Wimpernkranz und zeichne ihnen mit der Nadel kleine Härchen bis wieder Augenbrauen entstehen."
Auch Unfall- und OP-Narben kann sie durch hautfarbene Pigmentierungen retuschieren. Brustkrebspatientinnen, denen der Busen abgenommen und mit eigener Haut wieder aufgebaut werden musste, leiden oft darunter, keine Brustwarze und keinen Vorhof mehr zu haben und trauen sich nicht in die Sauna, weil sie sich vor komischen Blicken fürchten.
Durch Mamillenpigmentierung kann Schneider auch ihnen eine neue Brustwarze "malen". Doch so toll das alles für Alltag und Ernstfall klingt: Wer sich für ein Permanent Make-up entscheidet, muss genau hinschauen, wem er seine Haut anvertraut.
Laut Schneider gibt es viele Kosmetikerinnen, die mit Crash-Kursen und billigen Materialien schnelles Geld machen wollen. "Das große Manko ist, dass jeder Permanent Make-up machen darf und auch Diplome an der Wand nur Augenwischerei sind, denn die kann jeder Hans Wurst ausstellen." Ein gutes Zeichen sei, wenn jemand ausschließlich auf Permanent Make-up spezialisiert ist und schon mehrere Jahre Praxis-Erfahrung hat.
Wer jedoch einer Pfuscherin zum Opfer fällt, landet anschließend bei Klaus Hoffmann, Leiter des Zentrums für Lasermedizin des Landes NRW an der Uni-Hautklinik in Bochum. "Das größte Problem ist, dass das Permanent Make-up manchmal nicht gleich schnell verblasst", erzählt Hoffmann, "da kann es schon mal sein, dass so ein Lidstrich ganz ungleichmäßig dunkel ist."
So etwas könne zwar immer wieder nachpigmentiert werden, ginge auf Dauer vielen jedoch auf die Nerven und ins Geld. Er lasert das Make-up unter der Haut wieder weg, weil Kosmetikerinnen sich vermalt haben oder der Traum vom Make-up, das nicht verschmiert, geplatzt ist, weil die Farbe in der Haut verlaufen ist und unschöne Flecken bildet.
Doch auch das Weglasern eines missratenen Lidstrichs ist nicht ungefährlich. Haarwurzeln können getroffen und zerstört werden, so dass an dieser Stelle keine echten Wimpern mehr nachwachsen. Ein großes Problem ist vor allem, dass es für die verwendeten Farben keine Norm gibt. Das Bundesinstitut für Risikoforschung warnt davor, dass einige Farben Stoffe enthalten, die krebserregend sind.
"Außerdem reagieren einige Leute allergisch auf das Bunt in ihrer Haut. Ein Allergietest im Voraus kann laut Hoffmann auch nicht wirklich helfen, "da die Haut je nach Stelle immer ganz unterschiedlich reagiert." Hoffmann will das Permanent Make-up jedoch nicht verteufeln. "Dass etwas passiert, ist die Ausnahme. Aber ein Restrisiko bleibt immer."
Um das zu minimieren, sollte man sich ein Studio aussuchen, das Einmalnadeln benutzt, um Ansteckungsgefahren zu vermeiden. Schneider rät den Kunden, darauf zu bestehen, dass ihnen das Permanent Make-up in der Originalfarbe vorgezeichnet wird, bevor die Nadel angesetzt wird.