Schmuddel-Döner: Krise am Spieß
Kontrolleure haben zahlreiche Hygienemängel aufgedeckt – vor allem bei Geflügelfleisch-Spießen.
Berlin. Krise am Spieß: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat rund um die beliebten Döner-Fleischspieße am Montag Unappetitliches zu berichten gehabt. Danach war es im vergangenen Jahr in jeder dritten von rund 900 kontrollierten Geflügel-Dönerbuden in Deutschland mit der Sauberkeit nicht weit her.
Mal waren die Imbissstände dreckig, mal haperte es an Art und Weise der Reinigung, mal an den Fähigkeiten des Personals, sagte Helmut Tschiersky-Schönburg, Präsident des Bundesamtes, am Montag in Berlin. Bei den Dönerspieß-Herstellern beanstandeten die Prüfer jeden fünften Betrieb in punkto Hygiene.
Tarkan Tayumruk, Vorsitzender des "Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa" mit Sitz in Berlin, hält die Kritik, was die Herstellerseite anbelangt, für überzogen. "Wenn ein Betrieb schwerwiegende Mängel aufweist, müsste er ja vom zuständigen Gesundheitsamt geschlossen werden. Davon ist mir nichts bekannt. Wir unterrichten unsere Mitgliedsfirmen jedenfalls regelmäßig über neue EU-Richtlinien im Gesundheitsbereich."
Deutschlandweit gibt es nach Branchenangaben etwa 400 Dönerhersteller und rund 15 000 Imbissbuden, die rund 45 000 Menschen Arbeitsplätze bieten - Tendenz steigend. Statistisch gesehen ist jeder Deutsche jährlich zehn Dönerkebabs. Nach diversen Gammelfleischskandalen in den vergangenen Jahren haben viele Döner-Buden, die früher traditionell mit Lamm-, Rind- oder Kalbfleisch arbeiteten, teilweise auf Geflügel umgestellt.
Und das Bewusstsein für gestiegene Hygiene-Ansprüche in der Branche wächst. Vor wenigen Wochen erst gründeten 19 Produzenten, Großhändler und Gastronomen den Verein "Qualitäts-Döner Hamburg e.V.", nach Auskunft der Handelskammer der erste Zusammenschluss dieser Art in Deutschland. Die Mitglieder, so ein Sprecher, wollen Standards festlegen, um "die Qualität von der Nahrungsmittelerzeugung über Produktion und Großhandel bis zum fertigen Döner sichern zu können".
Die Kontrolleure haben aber nicht Döner-Buden, sondern auch den Umgang mit dem Gewürz Vanille unter die Lupe genommen. Es ist bei Eis-Herstellern sehr beliebt - aber teuer. Das verleitete viele Produzenten zu einem Etikettenschwindel. Die Verpackung warb mit echter Vanille, im Eis aber fanden sich nur künstliche Aromastoffe oder naturidentisches Vanillin. Von 290 Vanilleeisproben waren 110 (38 Prozent) Mogelpackungen. Die Käse-Imitate, die in diesem Jahr Schlagzeilen machten, sind noch nicht Teil des Berichts.