Pat Parelli, "Mr. Pferdeverstand" Grundkurs im Pferdeflüstern

Auf der Messe Equitana ist die Show von Pat Parelli, „Mr. Pferdeverstand“ aus den USA, am Donnerstagabend eine der Hauptattraktionen.

Foto: Team Parelli

Essen. Pat Parelli aus den USA ist einer, dem man nachsagt, die Sprache der Pferde zu sprechen. Die Schülerkartei für seine Lehrmethode „Natural Horsemanship“ enthält weltweit über 200 000 Namen. In dieser Woche ist er wieder auf der Equitana in Essen zu Gast, seine große Show am Donnerstagabend zählt zu den Magneten der Messe — und es gibt noch Tickets.

Herr Parelli, man nennt Sie einen Pferdeflüsterer - was sagen Sie dazu?

Pat Parelli: (schüttelt den Kopf) Nein, was ich tue ist eher Pferdologie. Es geht darum, Pferde zu studieren und zu begreifen, um ihnen dabei zu helfen, mit Menschen Partnerschaft zu schließen. Ein Pferdeflüsterer ist jemand, der Pferde ganz natürlich versteht — und diese Fähigkeit dazu nutzt, andere eifersüchtig zu machen. Ich hatte diese Fähigkeit auch schon als Kind. Aber ich möchte lieber helfen.

Pferdeflüsterer — das klingt, als könne man mit Pferden sprechen. Kann man das?

Parelli: Ja, kommunizieren. Über Körpersprache. Das ist eigentlich sehr einfach. Auch, wer noch nie ein Pferd gesehen hat, kann im Grunde sehen, ob es glücklich, verängstigt oder genervt ist.

Dennoch haben viele Menschen Probleme mit ihren Pferden — obwohl sie diese zweifellos lieben. Woran hakt es, wenn es doch so einfach ist?

Parelli: Es gibt schon mal einen großen Gegensatz: Der Mensch hat einen in die Höhe gewachsenen Körper, das Pferd einen in die Länge gewachsenen. Menschen müssen versuchen, sich aus der Perspektive des Pferdes zu sehen. Deshalb nutzen wir bei meiner Methode einen Stock, um unseren Körper zu verlängern.

Im Film „Der Pferdeflüsterer“ mit Robert Redford ist die Rede davon, es gäbe keine Menschen mit Pferdeproblemen, sondern nur Pferde mit Menschenproblemen. Ist das Problem immer der Mensch?

Parelli: Ach wissen Sie: Niemals nie sagen! Aber in der Regel ist es tatsächlich so. Natürlich gibt es Pferde, die schwieriger sind. Sie sind ihrem Ursprung nach alle Beutetiere, die wir allerdings über Jahrtausende domestiziert haben. Trotzdem haben einige Pferde diesen Ursprung noch sehr stark in sich, eine Wildheit. Alles könnte sie fressen. Was Menschen dann als schlechtes Benehmen wahrnehmen, ist eigentlich Angst — und wird durch Strafe nur schlimmer. Was wir schaffen müssen, ist, von diesen Pferden als Teil ihrer Herde akzeptiert zu werden. Und als deren Anführer. Das müssen wir uns verdienen. Einem Pferd ist es nicht wichtig, wie viel du weißt, bis es weiß, wie wichtig es dir ist.

Wenn man selbst zu denjenigen mit einem natürlichen Verständnis für Pferde gehört, nervt es nicht wahnsinnig, immer wieder mit Menschen zu arbeiten, die das nicht haben?

Parelli: Ich bin ebenso Menschen- wie Pferdefreund. Deshalb frustriert mich die Arbeit nie, sondern fasziniert mich bis heute.

Was ist die Idee Ihres „Natural Horsemanship“?

Parelli: Es ist die Basis einer Pyramide: unten als breites Fundament Horsemanship, dann Training und als Spitze der Sport. Aber viele Reiter drehen diese Pyramide heute um, so dass sie auf der Spitze steht. Das wird dann eine wackelige Angelegenheit. Für viele ist Horsemanship nur das Lernen von Tricks — etwa das Hinlegen auf Kommando. Aber das ist es eben nicht. Es geht darum, eine Konversation mit dem Pferd zu führen, nicht darum, es zu dressieren.

Wie sehen Sie die deutsche Reiterwelt?

Parelli: Was ich mag, ist eine große Leidenschaft für Pferde, die hier sehr verbreitet ist. Ansonsten ist es eigentlich in jedem Land der Welt gleich: 20 Prozent wollen auf eine natürliche Weise mit Pferden arbeiten, und 80 Prozent machen, was alle anderen machen.

Viele Laien behaupten, Reiten sei Zwang. Was sagen Sie dazu: Wollen Pferde überhaupt geritten werden?

Parelli: Ja, das wollen sie. Es ist natürlich — und übrigens das einzige Tier, auf dem wir reiten und dabei sexy aussehen können (lacht). Es gibt aber zwei Wege, auf ein Pferd zu steigen: Zwang und Verführung. Du kannst es dazu bringen, dass es dich da oben haben will. Echtes Horsemanship bedeutet für mich, dass die Pferde uns komplettieren und im Gegenzug wir ihr Leben komplettieren.