Mit Leckerli oder Stimme: Hunde richtig loben

Lüneburg (dpa/tmn) - Der Hund kommt auf Zuruf angelaufen und ignoriert den vorbeiziehenden Jogger: Dafür gibt es von Herrchen ein Lob. Neben der Stimme können auch spielen und streicheln als Lob wirken.

Zuviel davon kann das Tier aber demotivieren.

Beim Hund ist es im Grunde nicht anders als beim Menschen: Wenn er eine Aufgabe gut erledigt hat, freut er sich über ein Lob. Ein Hundehalter kann aber nicht nur ganz unterschiedlich loben - sondern auch falsch.

„Ein Lob ist die Bestätigung dafür, dass etwas richtig gemacht wurde. Das ist für Hunde sehr wichtig, weil sonst die Freude am Lernen und die Motivation nachlassen, mit dem Halter weiterzuarbeiten“, erklärt die Autorin und Journalistin Kate Kitchenham aus Lüneburg. „Das ist vergleichbar mit einem Angestellten, der von seinem Chef eine positive Anerkennung bekommt und dadurch motiviert wird.“

Gelobt werden kann ein Hund auf ganz unterschiedliche Weise: mit Futter, durch Spiel, mit der Hand - und natürlich mit der Stimme. „Es ist aber weniger der Inhalt der Worte, der beim Hund ankommt“, berichtet Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund. „Er nimmt vielmehr die Körpersprache und Stimmung wahr, die über die Stimmlage transportiert werden.“ Außerdem komme es nicht nur auf ein gutes Timing und den richtigen Zeitpunkt für ein Lob an, sondern auch auf den Kontext.

Schließlich kann auch an falscher Stelle gelobt werden. „Wenn ein Hund einen Jogger jagt, sollte er nicht dafür gelobt werden, wenn er nach möglicherweise mehrfachem Rufen endlich zum Halter kommt“, sagt Hundetrainer Michael Grewe aus Bad Bramstedt. „Der Hund kann nicht differenzieren, dass das Lob nur für das Zurückkommen gemeint ist und bezieht es auf die gesamte Sequenz mit dem Jogger.“ Durch dieses Missverständnis werde der Hund so für das falsche Verhalten gelobt.

Darüber hinaus denken laut Michael Grewe viele Hundehalter, sie müssten immer loben, wenn das Tier auf eine Aufforderung wie gewünscht reagiert. „Wenn es um ganz grundlegende Handlungen geht, sollte ein kontinuierliches Lob aber nur dann zum Einsatz kommen, wenn etwas neu gelernt wird“, rät der Hundetrainer. „Wenn etwas bereits erlernt wurde, sollte ein Hundehalter das Verhalten auch ohne gleichmäßige Belohnungen abverlangen und stattdessen Lob in Intervallen geben.“

Besonders beliebt ist das Loben mit Leckerlis. Das aber wird von vielen Experten kritisch gesehen. „Das ist zwar ein gutes Mittel zu Dressurzwecken, wenn dem Hund ein paar Tricks beigebracht werden sollen“, sagt Kopernik. „Wenn aber jede gewünschte Handlung mit einem Leckerchen belohnt wird, degradiert sich der Halter zum wandelnden Futterspender und hat für den Hund keine Autorität mehr.“ Stattdessen erkaufe man sich das Verhalten. „Der Hund wird zur Reflexmaschine und macht es nicht aus Überzeugung.“

Da Hunde sehr soziale Wesen sind, ist laut Kitchenham eine starke, soziale Bindung zwischen Halter und Hund das A und O, damit ein Lob funktioniert. „Daher sollte man für den Hund eine Führungspersönlichkeit sein, die nicht streng und aggressiv, sondern liebevoll eine Richtung vorgibt.“ Der Halter müsse für den Hund verlässlich und authentisch sein, so dass er sich an ihm orientieren könne. „Wenn solch eine Bindung da ist, dann ist die Motivation zu gehorchen groß.“

Nicht nur das verbale, sondern auch das körperliche Lob sind wichtig, werden aber häufig unterschätzt. „Diese physische Anerkennung ist eine emotionale Bestätigung“, sagt Kitchenham. „Viele trauen sich diese Körperlichkeit allerdings nicht so richtig zu.“

Doch auch bei dieser Form des Lobes kann etwas falsch gemacht werden. „Manche Halter schlagen ihrem Hund einfach kräftig auf die Rippen“, sagt Kopernik. „Das soll dann wie ein Schulterklopfen ankommen, doch für das Tier ist das eine unangenehme Berührung.“ Stattdessen sollte man den Hund hinter den Ohren kraulen oder an den Stellen streicheln, die er am liebsten mag.

Ein Lob kann auch durch Spielen erfolgen - etwa durch gemeinsames Toben, über den Rasen wälzen oder mit einem Spielzeug. „Ohnehin sollte jedes Lernen am besten in ein Spiel verpackt werden“, rät Kitchenham. „Denn dann haben Mensch und Hund Spaß am Lernen und das führt schnell zum Erfolg.“

Wie man einen Hund richtig lobt, hängt zudem von der Rasse ab. Manche Rassen sollten eher ruhig gelobt werden, damit sie nicht zu stark aufdrehen. Andere wiederum brauchen ein temperamentvolleres Lob und lassen sich sehr gut mit Spielen belohnen. „Ganz unabhängig von der Rasse sollte nicht vergessen werden, dass jeder Hund ein Individuum ist und auch ganz untypisch reagieren kann“, sagt Kitchenham. „All diese Theorien über das Loben sollten zur Persönlichkeit des Tieres passen.“ Dafür sollte man sich am besten Hilfe bei einer guten Hundeschule holen und sich trauen, auf die eigene Intuition zu vertrauen.