Warentest: Auch teure Kinderwagen voller Schadstoffe
Berlin (dpa) - Ein Kinderwagen-Check der Stiftung Warentest isterneut verheerend ausgefallen. Selbst Wagen zum Preis von mehr als 900Euro fanden vor den kritischen Augen der Prüfer keine Gnade.
Amhäufigsten bemängelten die Tester Schadstoffe in Bezügen, Gurten,Griffen und Regenschutz.
Sie kritisierten aber auch zu kurzeTragetaschen für Babys und zu enge Sitze für Kleinkinder. Bei dem Testvon 14 Modellen in allen Preisklassen erreichte kein Kinderwagen dieNoten „sehr gut“ oder „gut“. Gleich 10 Modelle schnitten mit„mangelhaft“ ab, teilte die Stiftung am Donnerstag in Berlin mit.
In den Szenevierteln der Großstädte kann ein Kinderwagen schnell zumStatussymbol werden - oder zum Kultobjekt. Beliebte Marken haben ihrenPreis. Eltern zahlen für einen Wagen oft mehr als 500 Euro. Im Testbekam ein 910-Euro-Modell jedoch keine bessere Gesamtnote als ein299-Euro-Konkurrent: „Befriedigend“.
Denn in beiden fanden sichschädliche Substanzen wie Weichmacher oder Formaldehyd an Stellen, mitdenen Babys und Kleinkinder direkt in Kontakt kommen - durch Greifen,Schweiß und Speichel. Auch die Schiebegriffe der Eltern waren nichtfrei von Schadstoffen.
Akut gefährlich sind die Substanzen zwar nicht, heißt es bei derStiftung. Bei Kontakt über einen langen Zeitraum stehen sie aber imVerdacht, krebserregend und erbgutschädigend zu sein. Die Testerkritisieren vor allem, dass Schadstoffe für die Wagen aus technischerSicht gar nicht notwendig sind. Bei der Technik zeigte sich noch einanderes Problem: Fast keiner der getesteten Kinderwagen taugte zumChauffieren des Nachwuchses bis zum Alter von drei Jahren. DieKleinkinder, die im Test durch Dummys ersetzt wurden, waren oft schonzu schwer für ihre Wagen.
Empört zeigt sich die Stiftung vor allem, weil sich nach einem ähnlichnegativ ausgefallenem Buggy-Test im Jahr 2006 bei den Herstellern kaumetwas verändert habe. „Das scheint die Branche nicht wachgerüttelt zuhaben. Sie schläft“, heißt es im aktuellen „Test“- Heft für September.
Die Autoren fragen, ob die Hersteller ihre Zulieferer, die häufig inFernost produzieren, nicht ausreichend kontrollieren. Die Stiftungforderte erneut deutliche Nachbesserungen beim Kinderwagen-Bau.