Welche Nachhilfe ist sinnvoll?
Der Markt mit der Schülerhilfe boomt. Eltern sollten jedoch genau die Qualität der Institute überprüfen.
Bielefeld. Schülernachhilfe ist gefragt: Eltern in Deutschland geben hierfür im Schnitt rund 1500 Euro pro Jahr und Schulkind aus. Damit sich diese Investition lohnt, sollten sie sich bei der Auswahl des Anbieters Zeit lassen und gründlich nachfragen. Denn nicht jeder wohlklingende Name verspricht guten Unterricht. "Der Markt ist sehr unübersichtlich", sagt Prof. Eiko Jürgens, Schulpädagoge von der Uni Bielefeld.
Zu diesem Ergebnis kommt auch die Stiftung Warentest, die gewerbliche Anbieter unter die Lupe genommen hat. "Jeder, der etwas Geld zur Verfügung hat, kann hierzulande ein Nachhilfe-Institut eröffnen", heißt es. Staatliche Aufsicht finde kaum statt, und auch die Qualitätssicherung stecke in den Kinderschuhen.
Den Markt dominieren zwei große Anbieter: die Schülerhilfe und der Studienkreis. Sie arbeiten nach dem Franchise-Prinzip, ein Teil der Schulen ist also selbstständig. "Die bekommen aber Vorgaben und Unterstützung von der Zentrale", sagt Schulpädagoge Prof. Ludwig Haag von der Universität Bayreuth. Hier einige Fragen zur Nachhilfe im Überblick:
Die Nachhilfe-Institute bieten Einzel- und Gruppenunterricht an. Bei großen Anbietern gibt es vor allem Kurse für Kleingruppen, ergab eine Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS). Laut Prof. Haag sind Gruppenkurse sinnvoll, da sich die Teilnehmer gegenseitig motivieren. Das gelte vor allem für Schüler, die ihre Noten über einen längeren Zeitraum verbessern wollen. Brauchen sie nur kurzzeitig Hilfe, weil sie etwa wegen einer Krankheit Lehrstoff verpasst haben, sei Einzelunterricht besser.
In Gruppen sollten Prof. Haag zufolge nicht mehr als fünf Schüler sitzen. Wichtig ist, dass der Lehrer sich individuell um sie kümmert und keiner unbeschäftigt bleibt. "Erklärt er einem Schüler etwas und vier hängen rum, wird es für die langweilig", sagt Prof. Jürgens, der die Wirksamkeit von Nachhilfe beim Studienkreis untersucht hat.
Damit Nachhilfelehrer wissen, wo die Defizite der Schüler liegen, ist eine individuelle Einstufung wichtig, erklärt Prof. Jürgens. Doch daran hapert es laut Stiftung Warentest oft. Die Tester schilderten zwölf Anbietern Probleme von Schülern. "Von differenzierter Beratung kann kaum die Rede sein", lautet das Fazit. So sei die Legasthenie einer Schülerin nur in einem Fall erkannt worden.
Die großen Institute bieten laut "test" zwei Probestunden. Die Mindestlaufzeit der Verträge beträgt der FiBS-Studie zufolge sechs Monate, danach verlängern sie sich automatisch. FiBS-Direktor Dieter Dohme sieht das kritisch: "Die Laufzeiten sollten kürzer und Ausstiegsklauseln enthalten sein." Er rät, eine längere, bezahlte Probezeit zu vereinbaren. Hält der Anbieter nicht, was er verspricht - sind etwa die Gruppen größer als vereinbart - ist das laut Prof. Haag ein Grund, den Vertrag zu kündigen. "Man wird Sie kaum zwingen, dabeizubleiben, denn das wäre schlechte Werbung für den Anbieter."
Das ist die große Frage. Laut der FiBS-Studie gibt es kaum Informationen über die Qualifikation der Lehrkräfte - obwohl mit der hohen Professionalität des Unterrichts geworben wird. Ob Lehrer bei Nachhilfe-Instituten besser geschult sind als ältere Schüler, die Nachhilfe geben, lässt sich laut Prof. Jürgens nicht sagen. Das liege nicht zuletzt daran, dass viele Lehrer nur vorübergehend in diesem Bereich arbeiten - etwa um die Zeit bis zum Referendariat zu überbrücken. "Eltern sollten nachfragen, welche Qualifikation der Lehrer hat und wie lange er schon Nachhilfe gibt."
Ja, aber es ist schwierig, hier einen Überblick zu bekommen. Einige Schulen haben ein RAL-Gütezeichen, andere sind vom Tüv Rheinland oder nach der Norm ISO-9001 vom Tüv Nord zertifiziert. Bei Franchise-Firmen muss jede Schule einzeln geprüft werden.