Wird Autofahren unbezahlbar?

Forscher erwarten eine Kostenexplosion. Schuld ist auch die zu erwartende Pkw-Maut.

Berlin. Zukunftsforscher warnen: Autofahren wird in Zukunft immer teurer. So teuer, dass der Pkw für einkommensschwache Haushalte unbezahlbar wird. Die Zukunftsforscher vom Berliner Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) gelangen in einer aktuellen Studie zu folgendem Schluss: "Künftig wird es mehr Verbraucher geben, deren Teilhabe an motorisierter Mobilität eingeschränkt wird, da sie sich einen eigenen Pkw oder Fahrten nicht mehr oder nicht mehr so oft leisten können.”

Eine der Hauptursachen der erwarteten Kostenexplosion ist die Einführung einer Pkw-Maut. Wegen der notorischen Unterfinanzierung des Straßenbaus geht InnoZ-Wissenschaftler Franz Hunsicker davon aus, dass ab 2015 eine Pkw-Maut auf Autobahnen eingeführt wird. Hunsicker: "Spätestens ab 2020 werden alle Bundesfernstraßen gebührenpflichtig sein."

Aber auch der Pkw-Kauf reißt künftig immer tiefere Löcher ins Portemonnaie. Wegen aufwändigerer Sicherheits-, Komfortausstattung und Umwelttechnik steigen die Pkw-Preise überproportional. Rechnet man die steigenden Benzinpreise hinzu, so schätzen die Forscher die Kostensteigerung für einen Mittelklasse-Pkw auf 40 bis 60 Prozent. Hunsicker: "Mögliche Folgen könnten kürzere Wege, eine höhere Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Verzicht auf einzelne Wege und Aktivitäten sein." Einen Ausweg aus der Kostenfalle sehen die Forscher in der "Verzahnung des öffentlichen Verkehrs mit der Elektromobilität". Das heißt im Klartext: Immer mehr Haushalte verzichten auf eigenen Pkw, fahren längere Strecken mit Bus und Bahn und mieten sich nach dem Vorbild der Mietfahrräder je nach Bedarf Elektroautos. "Nutzen statt Besitzen" - so könnte das Konzept der Zukunft aussehen.

Der Wandel hat bereits begonnen: Seit Jahren sinkt der Pkw-Bestand in Deutschland, seit 2001 um 2,45 auf 43,8 Millionen Pkw. Vor allem in Städten wie Hamburg verzichten immer mehr Haushalte auf ein eigenes Auto oder den Zweitwagen. Auf dem Vormarsch befinden sich hingegen Carsharing- Firmen, inzwischen 110 Unternehmen bundesweit.

Auch die deutsche Bahn ist auf diesen Zug der Zeit aufgesprungen: Auf 1500 "Call-Cars” ist die Miet-Pkw-Flotte inzwischen gewachsen. Autovermieter wie Sixt planen ebenfalls den Einstieg in die neue Mobilität. Auch Pkw-Hersteller bereiten sich auf den erwarteten Umbruch vor. In Ulm wird das Projekt "Car2go” getestet. Für 19 Cent pro Kilometer können dort 200 Smart spontan gemietet werden. Wird das Auto nicht mehr gebraucht, parkt man es, schließt ab - fertig. Demnächst will Daimler das Modell im Mutterland des Autos, im US-Staat Texas, in größerem Rahmen anlaufen lassen.