Zum Musizieren ist es nie zu spät

Auch als Senior lässt sich lernen, wie man richtig ein Akkordeon oder eine Flöte spielt.

Münster. Manche träumten schon als Kind davon. Andere entwickeln den Wunsch, ein Instrument zu spielen, erst im Alter. Zu spät dafür ist es nie. Auch als Senior lässt sich lernen, wie man richtig in eine Flöte bläst oder Akkorde spielt.

Wichtig dafür sind ein guter Lehrer, eine angepasste Methodik, Ehrgeiz und Zeit. Einige Musikschulen bieten extra Kurse für Ältere an. Sie richten sich an Wiedereinsteiger oder Anfänger.

Noch sind ältere Musikschüler eine Minderheit. Bei den Mitgliedsschulen des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) waren im Jahr 2008 lediglich rund ein Prozent aller Schüler über 60 Jahre alt. Allerdings gebe es bei dieser Altersgruppe ein zunehmendes Interesse an Instrumental- und Vokalunterricht.

Die erste Frage ist das passende Instrument. Ob Klarinette oder Gitarre gewählt werden, hängt von der individuellen Lebensgeschichte, den persönlichen und finanziellen Möglichkeiten und dem körperlichen Befinden ab, erklärt Prof. Hans Hermann Wickel von der Fachhochschule Münster. Am beliebtesten bei Rentnern sei das Keyboard, sagt Slawomir Kowalinski von der Musikschule Allegro in Düsseldorf. Ein Tasteninstrument sei für Anfänger - egal in welchem Alter - einfacher zu spielen als beispielsweise Gitarre oder Geige. Bei diesen Instrumenten müsse sich der Musiker stark auf sein Gehör verlassen, was Älteren schwerer falle.

Beim Keyboard oder beim Klavier kann der Einsteiger dagegen die Tasten sehen. Das erleichtert es, die Töne zu treffen. Grundsätzlich spricht auch nichts dagegen, ein Blasinstrument zu spielen - vorausgesetzt der angehende Musiker ist gut bei Puste, erklärt Prof. Wickel. Für Saxofon oder Querflöte brauche es aber große Motivation. Denn um einen sauberen Ton zu erzeugen, müsse die Lippenstellung stimmen, was nicht so einfach ist, erklärt Heiner Gembris, Leiter des Instituts für Begabungsforschung in der Musik in Paderborn.

Ist die Entscheidung für ein Instrument gefallen, muss zunächst ein Lehrer gesucht werden. Die Musikschule am Ort könne dabei helfen, sagt Prof. Wickel. Dabei lohnt es sich zu fragen, ob der Lehrer bereits mit älteren Schülern Erfahrung hat. Manche Hochschulen integrierten das in ihre Ausbildung, erklärt Dorothea Hehlke von der VdM-Bundesgeschäftsstelle. Gemeinsam mit dem Lehrer sollte dann besprochen werden, ob das Wunschinstrument eine gute Wahl ist und ob es besser erstmal geliehen oder gleich gekauft wird.

Die meisten Senioren an seiner Musikschule entscheiden sich für Gruppenunterricht, sagt Kowalinski. Der Vorteil: Sie lernen nicht nur ein Instrument zu spielen, sondern können sich auch mit Gleichgesinnten austauschen. Und wenn einer spielt, übten die anderen weiter. Die Gruppen bestehen aus drei bis fünf Teilnehmern.

Im Einzelunterricht setzten sich Ältere dagegen häufig selbst unter Druck, hat Kowalinski beobachtet. Sie wollten sich beweisen, dass sie noch ein Instrument erlernen können. Doch Musizieren gehe nicht schnell. Das braucht Zeit und Ruhe, erklärt der Musiklehrer.

Ob Einzel- oder Gruppenunterricht besser passt, hängt auch vom Instrument ab. "Traditionell empfiehlt sich der Einzelunterricht beim Klavier", erläutert Heiner Gembris. Eine Kombination aus Gruppenunterricht und Einzelstunden ist seiner Ansicht nach ein guter Kompromiss. So könnten die Schüler den Musikunterricht nach ihren Bedürfnissen gestalten.

Wiedereinsteigern fällt es erwartungsgemäß leichter, ein Instrument zu spielen. Schließlich können sie an Gelerntes anknüpfen, vor allem, wenn sie das Instrument ihrer Kindheit in die Hand nehmen. Über eines sollten sie sich aber im Klaren sein, sagt Gembris. Das Lerntempo verringert sich im Alter.