Ratinger Innenstadt Neue Initiative für City-Belebung

Ratingen · Über das Sofortprogramm zur Stärkung der Zentren in Nordrhein-Westfalen hat das Land rund 1,4 Millionen Euro Fördermittel für die Innenstadt bereitgestellt. Innenstadt-Eigentümer sollen angesprochen werden.

In der Innenstadt gibt es – auch Pandemie-bedingt – einen Leerstand. Dieses Problem will die Stadt mit einer neuen Initiative abfedern.

Foto: Achim Blazy (abz)

Krisenhafte Entwicklungen in Pandemiezeiten sind in der Innenstadt nicht zu übersehen: Leerstand und um sich greifende Tristesse im Herzen der City bereiten Sorge. Nun wird die Stadt mit Hilfe einer neuen Initiative aktiv. „Als Immobilieneigentümer nehmen Sie entscheidenden Einfluss auf die Angebotsqualität und das Erscheinungsbild unserer Innenstadt.“ Mit diesen Worten wendet sich Bürgermeister Klaus Pesch per Brief ganz direkt an die Eigentümer der Innenstadt, um ihnen einerseits Unterstützung anzubieten und andererseits um ihre Kooperation zu werben.

Über das Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen hat das Land rund 1,4 Millionen Euro Fördermittel für die Ratinger Innenstadt bereitgestellt. Diese sollen schnell und wirksam eingesetzt werden.

Das Kölner Büro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH ist seit November 2021 mit dem Ladenmanagement in der City beauftragt und unterstützt bestehende Ladenmieter, neue Mietinteressenten oder Gründer, vor allem aber auch die Eigentümer von Ladenlokalen. Große Teile der vom Land bewilligten Fördergelder sollen gezielt weitergereicht werden, damit Bestandsmieter und neue Interessenten durch die Übernahme eines Mietanteils finanziell unterstützt werden.

Eigentümer müssen zum Mietverzicht bereits sein

„Voraussetzung ist, dass die Eigentümer zu einem Mietverzicht von mindestens 30 Prozent bereit sind. Als Referenzmiete dient die Miete vor der Pandemie“, erläutert Angelina Sobotta vom Ladenmanagement und erste Ansprechpartnerin für die Eigentümer. Das Programm Verfügungsfonds-Anmietung kann übrigens ab sofort und bis maximal 31. Dezember 2023 genutzt werden.

Ziel ist es, die Attraktivität und Leistungsfähigkeit der Innenstadt als Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungsstandort zu sichern und die Eigentümer in der aktuell schwierigen Phase zu unterstützen. „Dafür sind neue Lösungen erforderlich, also individuelle Lösungen, denn frühere Patentrezepte wie zum Beispiel die Ansiedlung zugkräftiger Filialisten funktionieren kaum noch“, sagt Sobotta.

Heute gilt es, für jede Einzelhandelslage und für jede Immobilie im Dialog zu klären, welcher Beitrag zur Innenstadtbelebung geleistet werden kann und welche Nutzung geeignet ist. Denkbar sind Übergangslösungen bis zur Stabilisierung der Lage, aber auch langfristige Konzepte. Zentrale Aufgabe des Ladenmanagements ist es, den Eigentümern Mietinteressenten mit interessanten und zukunftsfähigen Nutzungskonzepten vorzustellen. „Wir haben bereits tolle Anfragen von Ratingern, die sich in ihrer eigenen Stadt mit starken Konzepten selbstständig machen wollen“, berichtet Silke de Roode, ebenfalls Ladenmanagerin vom Büro Dr. Jansen und erste Ansprechpartnerin für Gewerbetreibende oder diejenigen, die es noch werden wollen.

„Anlass für das Förderprogramm ist die angespannte Situation in vielen Innenstädten“, sagt Leonhard Sibbing, neuer Geschäftsführer des Ratinger Stadtmarketings. „Für den Wandel der Zentren, der ohnehin schon im Gange war, hat die pandemische Lage wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Damit es gelingt, die lebendige Ratinger Innenstadt zukunftsfit zu machen, müssen möglichst alle relevanten Akteure an einem Strang ziehen“, betont er.

Das Team vom Innenstadtbüro der Stadt, das an der Mülheimer Straße 9 sitzt, hat einen direkten und unverbauten Blick auf den Arkadenhof. Tagtäglich hat man eines der größten Sorgenkinder des Innenstadtkerns vor Augen. Und man weiß längst, dass sich an diesem Kleinod, wie es Petra Cremer, die neue Technische Beigeordnete, unlängst fast schwärmerisch formuliert hat, etwas ändern muss.

Nach der Schließung des Geschäftes Spiel & Buch, das eine Institution für kreative Freizeitgestaltung war, ertönte immer lauter der Abgesang auf dieses Areal, das manche als marodes und lebloses Anhängsel der Altstadt sehen, andere wiederum als wichtiges Einfallstor.

Fest steht: Die Stadt will in Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer des Immobilienkomplexes ein Konzept erarbeiten, das den Arkadenhof zukunftsfähig macht. Frisch, lebendig, einladend – dieser Dreiklang ist sozusagen der Arbeitstitel für ein Projekt, das viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Zeit, die man eigentlich gar nicht hat. Denn die Wallhöfe, die aktuell am anderen Ende der Innenstadt entstehen, werden für einen neuen Konsum- und Frequenzschwerpunkt sorgen. Cremer weiß dies nur zu genau, deshalb geht es darum, den Arkadenhof möglichst schnell als attraktiven Standort mit seinem besonderen Flair zu stärken.

Ein erster Schritt sei bereits gemacht, der ansässige Vollsortimenter habe investiert und sorge so nachhaltig für dichte und wichtige Kundenströme. Und der neue Arkadenhof-Eigentümer sei bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um das große Innenstadt-Objekt mit seinem schönen Innenhof zukunftsfähig zu machen.