Bahn muss Bahnhöfe nachrüsten - bessere Infos über Verspätungen
Berlin/Köln (dpa) - Die Bahn soll Passagiere besser über Zugausfälle und Verspätungen informieren. Nach einem Gerichtsurteil muss das Unternehmen nun fast 2000 Bahnhöfe mit Hinweistafeln oder Lautsprecheranlagen nachrüsten.
Bahnfahrer müssen künftig auch auf kleinen Bahnhöfen besser über Verspätungen informiert werden. Nach einem Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts muss die Bahn dafür rund 1900 ihrer bundesweit 5500 Bahnhöfe und Haltepunkte nachrüsten. Bisher gab es auf kleinen Bahnhöfen mit weniger als 300 Ein- und Aussteigern am Tag oft keine elektronischen Hinweistafeln oder Lautsprecher. Welche Haltestellen genau betroffen sind, konnte ein Bahnsprecher am Dienstag (5. März) noch nicht sagen. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält das Urteil für angemessen.
Zeitungen der WAZ-Mediengruppe hatten über das Urteil berichtet, das das Eisenbahnbundesamt als staatliche Aufsichtsbehörde gegen die Bahn erstritten hatte. Demnach ist die Bahn verpflichtet, alle wartenden Fahrgäste auf Bahnhöfen und selbst auf Kleinststationen über Zugausfälle und Verspätungen „aktiv“ zu informieren. Es reiche nicht aus, wenn Plakate auf Nummern von Info-Telefonen hinweisen würden. Bislang habe es wegen dieser Plakate aber keine Beschwerden gegeben, sagte der Bahn-Sprecher. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält von diesen teuren Info-Telefonnummern überhaupt nichts. Es gehe nicht an, dass Fahrgäste auch noch für die Informationen bezahlen müssten, sagte Alexander Drewes vom Pro-Bahn-Bundesvorstand.
Die Bahn will der Gerichtsentscheidung im Wesentlichen folgen. „Bei 1200 Bahnhöfen ist die Umrüstung unstrittig und war ohnehin geplant“, sagte der Sprecher. An Haltepunkten mit täglich weniger als 100 Ein- und Aussteigern dagegen will die Bahn nicht ohne weiteres nachrüsten. Es solle gerichtlich geklärt werden, ob die Installierung sogenannter Schriftanzeiger mit integriertem Lautsprecher an diesen 600 bis 700 Stationen wirtschaftlich angemessen sei. Dazu kann die Bahn in die Berufung gehen.
Pro Bahn betonte, die Richter hätten sich strikt an die EU-Verordnung gehalten. Deutschland sei allerdings im Gegensatz zu manchem südeuropäischen Land schon weit bei der Fahrgastinformation, sagte Drewes. Die Informationen seien auch dringend notwendig. „Die Verspätung wird von Fahrgästen meist hingenommen, wenn man weiß, ob und wann der Zug kommt.“
Verspätungen und Ausfälle treffen laut Pünktlichkeitsstatistik der Bahn vor allem Fernreisende. Im vergangenen Jahr war jeder fünfte Fernzug zu spät dran. Der Fahrgastverband hält vor allem die Sparwelle früherer Jahre für einen Hauptgrund. Fernzüge würden zu häufig in der Werkstatt stehen. Ersatz gebe es zu wenig. Im Regionalverkehr seien Züge wesentlich robuster. Die Pünktlichkeit liegt dort bei 95 Prozent.
In den vergangenen drei Jahren hat die Bahn ihrem Sprecher zufolge auf 3000 Bahnhöfen rund 4500 elektronische Hinweistafeln aufgestellt. Die fehlenden Verspätungshinweise an kleinen Haltestellen waren dem Eisenbahnbundesamt zuerst auf den Bahnhöfen Lensahn und Großenbrode in Schleswig-Holstein aufgefallen. Bundesweite Prüfungen ergaben dem WAZ-Bericht zufolge dann, dass diese Geräte tatsächlich auf einem Drittel aller Bahnhöfe fehlten. Zunächst hatte sich die Bahn geweigert, einer entsprechenden Weisung des Bundesamtes nachzukommen, das dann klagte.