Deutsche baden und segeln lieber im Ausland

Düsseldorf (dpa/tmn) - Viele Deutsche verbringen ihren Urlaub gerne am und auf dem Wasser. Doch Angebote in Deutschland nutzen sie dabei noch relativ selten, viel lieber vereisen sie ins Ausland. Und die Tourismusmanager kämpfen noch mit anderen Problemen.

Baden, Segeln, Kajak, Tauchen, Hausboot - Urlaub am, auf und im Wasser hat in Deutschland viele Anhänger. Doch von den zahlreichen Angeboten zwischen Flensburg und Garmisch wissen nach wie vor zu wenige Urlauber - und gehen deshalb ins Ausland. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), die gestern auf der Bootsmesse „Boot“ in Düsseldorf (21. bis 29. Januar) vorgestellt wurde. Die Verantwortlichen wollen deshalb nun gegensteuern.

„Wasser ist ein Urlaubsmagnet“, bilanziert Prof. Martin Lohmann, der die Analyse betreut hat. Fast zwei Drittel (60 Prozent) der Deutschen baden zum Beispiel im Urlaub im Meer oder in Seen. Auch wenn es um andere Formen von Wassersport geht, sind die Deutschen laut Lohmann sehr aktiv. Ebenfalls fast zwei Drittel (knapp 60 Prozent) der Befragten sind in den vergangenen fünf Jahren mindestens einmal auf einem Schiff unterwegs gewesen, waren beim Rudern, Angeln, Kajakfahren oder Tauchen. Daran werde sich auch in der Zukunft wenig ändern, ist sich Lohmann sicher. Der Großteil (83 Prozent) der Befragten hat auch in den kommenden Jahren ein generelles Interesse an solchen Urlaubsaktivitäten.

Solche Zahlen freuen Jürgen Seidel. Er ist Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Koordinator eines Bundesprojekts für Wassertourismus. Mecklenburg-Vorpommern ist mit seinen zahlreichen Seen und der Ostseeküste besonders stark vom Wassertourismus abhängig. „Das Potenzial in Deutschland ist gewaltig“, so Seidel. Das belegt schon ein Blick auf die reinen Zahlen: Mehr als 10 000 Kilometer lang ist das deutsche Wasserwegenetz.

Doch es gibt zwei große Probleme. Wer seinen Urlaub gerne am Wasser verbringt, tut dies häufig nicht in Deutschland, sondern im Ausland. Anstatt auf Rügen oder Sylt liegt er in Spanien am Strand, geht in Griechenland schnorcheln oder segelt in Kroatien. „Zu wenige Menschen wissen von den Möglichkeiten“, sagt Seidel.

Hinzu kommt, dass Wassertourismus hierzulande kaum junge Leute anspricht. Als „regelrecht dramatisch“ bezeichnen die Autoren eines Praxisleitfadens die Situation bei Motorbooten: Hierbei rechnen Experten damit, dass sich die Zahl der Bootseigner in den kommenden 20 Jahren halbiert. „Der frühere Trend zum Surfen hat sich ebenfalls etwas abgelaufen“, erklärt Seidel. „Wir müssen wieder mehr junge Menschen für Wassersport gewinnen.“ Gelingen soll das unter anderem mit entsprechenden Großveranstaltungen. Als neue Trendsportart sieht Seidel Kanufahren. Hier habe es bereits in den vergangenen Jahren hohe Wachstumsraten gegeben.

Sieben Bundesländer unter Federführung von Mecklenburg-Vorpommern sowie die großen Vereine und Verbände wollen nun gegensteuern. „Bislang war es nicht einfach, alle Aktivitäten zu koordinieren“, erklärt Seidel. Nun gibt es aber im Rahmen eines Bundesprojekts einheitliche Werbung - erstes sichtbares Zeichen ist eine neue Homepage. Diese bietet neben Urlaubsangeboten auch vielfältige Informationen rund um Ferien am Wasser.

Neben verstärkten Marketing-Aktivitäten sind sich die Verantwortlichen des Projekts aber auch bewusst, dass die Qualität der Angebote erhöht werden muss. Im Ausland seien die Standards teilweise höher, heißt es selbstkritisch in dem Praxisleitfaden. Hier soll künftig ein neues Qualitätssiegel Abhilfe schaffen. Um dieses zu erhalten, müssen zum Beispiel Sportboothäfen unter anderem Strom, Toiletten oder Müllentsorgung anbieten.

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