Getarnte Flasche - Wie das Ausland mit Alkohol umgeht

Berlin/Nürnberg (dpa) - Die Bahn verbannt Alkohol vom Bahnhof. Was in Nürnberg erstmals in Deutschland geschah, ist andernorts längst Alltag, etwa in Polen. Wo Bier und Wein in der Öffentlichkeit getrunken werden dürfen, kann das manchmal nur die Königin verhindern.

Ein kräftiger Schluck aus der Schnapsflasche, ein Feierabendbier am Bahnsteig, der Sekt vor einer langen Partynacht: Wer in den USA, in Russland oder Polen öffentlich Alkohol trinkt, kann Ärger mit den Behörden bekommen. Dort ist der Genuss alkoholhaltiger Getränke vor aller Augen verboten.

Wer dagegen in Österreich, England und den Niederlanden außerhalb von Kneipen und dem eigenen Wohnzimmer zur Flasche greift, hat nichts zu befürchten - solange er nicht pöbelt. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa anlässlich einer Premiere in Deutschland. In Nürnberg hat die Bahn erstmals das Trinken von Alkohol auf einem ihrer Bahnhöfe untersagt.

Im Nachbarland Polen darf weder in Bahnhofshallen noch an anderen öffentlichen Orten Wodka, Wein und Co. getrunken werden - eigentlich. Denn Polizei und private Ordnungsdienste drücken bei Konzerten und Fußballspielen ein Auge zu, solange es nicht zu Ruhestörungen oder Randale kommt. Manche Polen tarnen ihre Alkoholika, indem sie sie in eine unverfängliche Flasche schütten oder mit einer Tüte umwickeln.

Ähnlich ist es auch in Russland: Das grundsätzliche Alkoholverbot in der Öffentlichkeit wird kaum beachtet. Dabei ist Trunksucht in dem Riesenreich ein Problem. An den Folgen sterben im größten Land der Erde jährlich Hunderttausende. Strikte Regeln sind aus einem anderen großen Land bekannt. In den USA ist es mit wenigen Ausnahmen nur erlaubt, Alkohol in Restaurants, Bars oder daheim zu konsumieren.

Lax geht es dagegen in Paris zu. Wer in den großen Bahnhöfen der französischen Hauptstadt gesittet ein Bier trinkt, hat nichts zu befürchten. Ein Alkoholverbot gibt es nicht. Betrunkenen kann aber eine Geldstrafe in Höhe von 150 Euro aufgebrummt werden. Wer sich beim Trinken auf österreichischen Bahnhöfen auffällig verhält, dem droht ein Hausverbot. In dem Alpenland sind Partys auf Bahnhöfen und Alkoholverbote allerdings unbekannt.

In spanischen Bahnhöfen oder U-Bahnen sind fast nie Leute mit Bier- oder Schnapsflaschen zu sehen. Weil aber immer wieder Sauf-Treffs von zumeist jungen Leuten an Wochenenden zum Problem wurden, ist es seit mehreren Jahren in bestimmten Regionen untersagt, im Freien außerhalb von Gaststätten Alkohol zu trinken.

Weiter nördlich in England und Wales darf zwar grundsätzlich in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken werden. Allerdings kann die Polizei den Konsum zum Beispiel an Plätzen verbieten, an denen es häufig zu Gewalttaten kommt. In London ist Alkohol in der U-Bahn tabu. In Schottland darf nur an ausgewiesenen Orten getrunken werden.

In den Niederlanden kann nur die Königin einschreiten, zumindest an ihrem offiziellen Geburtstag. Am 30. April ist „Koninginnedag“. Nur an diesem Tag, an dem kräftig gefeiert wird, gilt in dem toleranten Nachbarland ein Alkoholverbot auf Bahnhöfen und in allen Zügen - um unschöne Szenen am Feiertag zu vermeiden.

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