Museum im Depot: Breslau wird Kulturhauptstadt 2016

Berlin (dpa/tmn) - Neben San Sebastian in Spanien wird Breslau 2016 Europäische Kulturhauptstadt. Die Details für das Programm stehen noch nicht alle fest, aber die wichtigsten Eckpunkte schon.

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Und in Breslau, auf Polnisch Wroclaw, werde längst an vielen Stellen gebaut, sagte der Bürgermeister der Stadt, Rafal Dutkiewicz, bei der Reisemesse ITB (4. bis 8. März) in Berlin. Bereits im Herbst diesen Jahres soll das neue Musikforum mit vier Musiksälen und Platz für 1800 Gäste eröffnen. Das Breslauer Musikfestival Wratislava Cantans findet dort vom 8. bis 19. September statt.

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Musik ist 2016 ein wichtiger Schwerpunkt: Mehr als 70 Projekte von Klassik bis Rock sind geplant, etablierte Festivals wie „Jazz an der Oder“ eingeschlossen. „Singing Europe“ heißt eines davon, bei dem Chöre aus ganz Europa zusammen auftreten sollen. Rund 1000 Künstler wirken bei einem weiteren Projekt mit, das den Brückenschlag nach San Sebastian wagt: Sie sollen an einer Zarzuela - der spanischen Variante der Operette - mitwirken, die die Breslauer Oper inszeniert. Aufführungsort ist allerdings nicht die Oper selbst - sondern Breslaus zur Europameisterschaft 2012 eingeweihtes neues Fußballstadion.

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Auch in den Bereichen Kunst, Theater, Literatur und Film sind zahlreiche Veranstaltungen geplant. Ein ehemaliges Straßenbahndepot wird zum Museum, das Mitte 2016 eröffnen soll. In den 1980er Jahren war es ein Treffpunkt Oppositioneller von der Gewerkschaft Solidarnosc, die in Breslau Streiks organisiert haben. Das Museum zeigt 2016 eine Ausstellung, die sich mit der Identität der Stadt beschäftigt - und ihrer Geschichte von 1945 bis 1989. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Breslau deutsch. „Danach gab es einen kompletten Austausch der Bevölkerung“, sagte Dutkiewicz. In diesem Umfang habe es das in keiner anderen Großstadt gegeben.

Das breite Programm soll auch den Tourismus ankurbeln: Dutkiewicz hofft, die Zahl der Besucher von bisher drei auf sechs Millionen im kommenden Jahr zu verdoppeln. Erwartet werden nicht zuletzt viele Gäste aus Deutschland. Die Webseite zum Kulturhauptstadtjahr gibt es bislang nur auf Polnisch, Tschechisch und Englisch - die Informationen sollen aber ab kommendem Sommer auch auf Deutsch verfügbar sein.