Auch ohne die Krim: Die Ukraine wirbt um Urlauber

Berlin (dpa/tmn) - Gerade einmal sechs kleine Stehpulte bilden die Außenwand des Stands. Ein blau-gelber Banner weist darauf hin, dass es sich um den Stand der Ukraine handelt, zwei Roll-ups stehen daneben, im Hintergrund zwei Poster.

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Das war's. Neben den überlebensgroßen Bildern, der strahlenden Beleuchtung und der Live-Musik vieler anderer Stände wirkt die Ukraine auf der Reisemesse ITB etwas verloren.

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Einen Besucher hat es trotzdem schon frühmorgens an den Stand verschlagen. „Ist das alles, was Sie haben?“, fragt er. „Ja, aber wir haben jetzt Krieg“, antwortet Lesia Boguslavska. Der Besucher stellt noch ein, zwei Fragen, zieht weiter. Boguslavska kann es verstehen. „Es ist schwierig, die Urlauber zu überzeugen“, sagt die Vertreterin von Chervona Ruta, einer Kreuzfahrtgesellschaft. Der Krieg wirkt abschreckend. Dabei beschränke er sich auf den Osten: „Der Westen ist ganz sicher.“

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Die Touristen bleiben trotzdem fern. Normalerweise hat das Kreuzfahrt-Unternehmen rund 4000 bis 5000 Gäste aus Deutschland pro Saison, erzählt Boguslavska. Letzte Saison habe es gar keine Kreuzfahrten gegeben. Die Route führt von Kiew nach Odessa. „Normalerweise hatten wir die Kreuzfahrten bis Krim.“ Selbstverständlich könne man Fahrten auch ohne Krim anbieten. Aber: „Natürlich ist die Krim die Perle der Ukraine.“

So sieht es auch Orest Furhala, Projektmanager des Veranstalters Reisewelt Ukraine. „Die Krim war ein Highlight.“ Der Ukraine-Spezialist hat keine Reisen auf die Halbinsel im Programm. „Wir bieten nichts an“, sagt Furhala. Und fügt direkt hinzu: „Fragen Sie mal bei Russland, ob die was anbieten.“

Die Stände der russischen Agenturen und Veranstalter liegen in der gegenüberliegenden Halle, ein Stockwerk tiefer. Die Krim wird hier nicht beworben. Zumindest nicht offensichtlich. Das Außenministerium habe nahegelegt, die Halbinsel in Deutschland und im restlichen Europa nicht zu promoten, erklärt Ekaterina Smirnova von der Russian Federal Agency for Tourism.

In Asien habe die Tourismusbehörde der Krim die Russische Föderation aber schon auf Messen begleitet. Vielleicht - wenn die politische Situation sich ein wenig beruhige - könne sie das im nächsten Jahr auf der ITB auch, sagt Smirnova. Und dann wäre sie Teil des Russlands-Stands? „Natürlich“, sagt Smirnova. Versteckt ist die Krim aber auch schon in diesem Jahr dabei. „Reiseführer Russland“ steht auf den Karten, die auf Smirnovas Stehtisch ausliegen. Darin finden sich Beschreibungen über die touristischen Highlights Russlands. „Krim - wunderschöne Halbinsel Russlands“ ist auch dabei.

Zurück am Ukraine-Stand. Auch ohne Krim habe das Land viel zu bieten, sagt Furhala. Städte wie Lviv, Odessa, Kiew oder Regionen wie Donautal und Karpaten - „die sind sicher, die sind normal zugänglich“. Außerdem sei die Stadt Lviv - zu deutsch Lemberg - weit weg vom Kriegsgeschehen: Von München nach Lemberg seien es rund 1000 Kilometer, von Lemberg zum Kriegsgeschehen seien es ebenfalls etwa 1000 Kilometer, so Furhala. Und nach Lemberg kommen auch noch einige Touristen: Häufig aber nur noch für eine Tagestour aus dem nahen Polen. „Die Leute wollen doch rein, aber schnell raus.“

Auch in Kiew spürt man die Angst der Urlauber aus dem Westen. „Wir sind negativ besetzt“, sagt Frank Ludwig von der Tourismusvertretung der Stadt. „Wir haben nicht mal die Hälfte von dem, was vorher war.“ Dabei gebe es keine politischen Unruhen mehr, der Maidan sei schon seit August geräumt. Zumindest die russischen Geschäftsleute kommen weiterhin nach Kiew. „Der deutsche Markt ist fast tot.“

Für dieses Jahr erwartet der Präsident des Veranstalters Reisewelt Ukraine, der Österreicher Paul Tomandl, noch keine Besserung in Sachen Tourismus. „Wir gehen von Null aus für dieses Jahr.“ Und auch Ludwig glaubt an keine Besserung, solange sich die politische Großwetterlage nicht ändert.

Dabei gibt es für Urlauber momentan einen großen Vorteil, wenn sie in der Ukraine Urlaub machen: den Preis. Dank des drastischen Kursverfalls könne man nun für wenig Geld in guten Unterkünften unterkommen und essen. Und nicht nur beim Thema Kursverfall sehen die Vertreter der Ukraine auf der ITB in den schlechten Nachrichten noch etwas Gutes: „Die Ukraine ist jetzt bekannt“, sagt Tomandl. „Und es gibt immer ein danach.“