Polen und seine Festivals: Die Nachbarn rocken gern

Berlin (dpa/tmn) - Der Sommer in Polen gehört den Musikfestivals, drei davon fallen aus dem Rahmen: Eins ist einfach riesig. Bei einem gibt es Countrymusik bis zum Abwinken. Beim dritten spielt Nigel Kennedy mit einer Klezmerband.

In Polen gibt es im Sommer ein Musikfestival nach dem anderen. Manche sind in vieler Hinsicht etwas anders. Die polnische Grenzstadt Kostrzyn (Küstrin) beispielsweise macht auf Woodstock: Vom 1. bis 3. August werden dort mehrere Hunderttausend Gäste zu einem der größten Open-Air-Musikfestivals der Welt erwartet. Die Party steigt auf einem früheren Militärgelände am Rand der Stadt an der Oder. Der Eintritt ist frei, teilt das Polnische Fremdenverkehrsamt mit.

Zu dem „ Haltestelle Woodstock“ („Przystanek Woodstock“) genannten Festival haben sich unter anderem die amerikanische Metal-Band Anthrax, deren Hardrock-Kollegen von Ugly Kid Joe und der bosnisch-serbische Filmemacher und Musiker Emir Kusturica angekündigt. Aus Berlin mit dabei ist die Band Atari Teenage Riot. Auf den Bühnen soll es von Klezmer über Celtic-Rock bis Balkanmusik fast alle denkbaren Stilen geben.

Eine Bühne im Krishna-Friedensdorf ist insbesondere spiritueller Musik vorbehalten. Außerdem gehören zum Festivalprogramm Workshops, Diskussionen und Vorträge. Kostrzyn ist den Angaben zufolge von Berlin aus in einer Stunde mit dem Zug zu erreichen.

Der Ferienort Mragowo, das frühere Sensburg, lädt vom 26. bis 28. Juli zu einem Countryfestival nach Masuren ein. Die Bands treten in einem Amphitheater an einem See auf, das erst vergangenes Jahr erneuert wurde. Jeder Tag hat ein anderes Motto. Zum Auftakt des „Piknik Country“-Festivals treten Rockabilly-Bands auf, darunter Fatboy aus Schweden und Pyronix aus Hamburg. Klassische Countrymusik etwa von Ray Scott aus Nashville ist dann ebenfalls zu hören.

Am zweiten Tag dreht sich alles um Bluegrass, unter anderem mit der deutschen Band NightHawk und den Modern Earl aus den USA. Am letzten Tag wird es erheblich lauter: Der Ferienort ganz im Nordosten Polens wird dann zum Treffpunkt für Biker, Trucker und Oldtimerfans. Bei der „Riders' Night“ sind vor allem polnische Rockbands auf der Bühne. Den Schlusspunkt des Festivals setzt eine Country-Parade durch Mragowo, bei der die Biker Gummi geben. Die Festivalkarte kostet umgerechnet rund 82 Euro.

Ein etwas ungewöhnliches Festival zur Sommersonnenwende gibt es in Krakau (Kraków) im Süden Polens: Vom 21. bis 23. Juni stehen dann am Ufer der Weichsel etliche Konzerte auf dem Programm. Weltmusik, Jazz, Pop und Klassik haben dabei unmittelbar nebeneinander ihren Platz. Zum Start des Wianki-Festivals lassen Chor und Orchester der Krakauer Philharmonie Werke von Verdi und Wagner hören - zum 200. Geburtstag der beiden Komponisten.

Außerdem wollen polnische Pianisten unter dem Motto „Bach Rewrite“ Cembalostücke von Johann Sebastian Bach am Wurlitzer- und am Rhodes-Piano neu interpretieren. Als einer der Höhepunkte gilt der Auftritt des britischen Geigers Nigel Kennedy zusammen mit der polnischen Klezmerband Kroke. Zur Sommersonnenwende werden außerdem einige ausgefallene Traditionen gepflegt, auch die, von der das Festival seinen Namen hat: Wianki sind die Blumenkränze, die junge Frauen im Haar tragen. Beim Wianki-Festival werden sie ins Wasser geworfen.

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