Abseits großer Pisten: Skifahren am „Tettauer Gletscher“

Tettau (dpa) - Wenn Schnee liegt im Frankenwald, dann ist Heinz Daum zufrieden. Denn Daum betreibt ganz im Norden Bayerns ein Mini-Skigebiet mit drei Schleppliften - ohne künstliche Beschneiung.

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Wer eine Karte haben will, klopft ans Fenster des kleinen Holzhäuschens neben dem Lift. Heinz Daum verkauft dann eines der Pappkärtchen, oft plauscht er auch mit der Kundschaft, denn viele Wintersportler kennt er persönlich. Die Zehnerkarte ist für acht Euro zu haben. Und vorne wird vor jeder Fahrt das Ticket abgeknipst. Dann rattert der Schlepplift gemütlich nach oben.

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Skifahren hat hier, in Tettau tief im bayerischen Frankenwald, nichts mit der Hightech-Pistengaudi zu tun, mit der die großen Skigebiete in den Alpen locken. Es gibt keine kilometerlangen und autobahnähnlichen Pisten, keine Gondeln mit futuristischen Tal- und Bergstationen, keine Schneekanonen. Daum, Geschäftsführer der Tettauer Skilifte, und seine Mitstreiter müssen warten, bis Schnee vom Himmel fällt. Im milden Vorwinter waren die drei Schlepplifte nur wenige Tage geöffnet. In diesem Winter sieht es etwas besser aus, seit es in der letzten Januarwoche ergiebig geschneit hat.

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Dass der Klimawandel das Skifahren in den fränkischen Mittelgebirgen in absehbarer Zeit unmöglich macht, daran glaubt Daum nicht. Seit mehr als 40 Jahren betreibe er die Lifte - „und schneearme Winter hatten wir immer mal wieder“, sagt er. 1973 wurde der erste Lift in Tettau aufgestellt, inzwischen laufen drei Anlagen, und in einer Skihütte gibt es Verpflegung für die Wintersportler. Künstliche Beschneiung sei zu teuer für das Mini-Skigebiet, sagt Daum. „Das können wir uns gar nicht leisten.“ Er glaube sowieso, dass es in Tettau als „Schneeloch“ Nordbayerns weiterhin viele Skisport-Tage gebe. „Wir nennen uns auch Tettauer Gletscher“, sagt der Liftchef schmunzelnd. Und tatsächlich - während in Coburg die Landschaft gerade einmal weiß gezuckert wirkt, liegt im 40 Kilometer entfernten Tettau ein halber Meter Schnee.

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Touristen von weither lockt man mit den verhältnismäßig kleinen Anlagen allerdings nicht an. Daum weiß das. Er setzt auf die Skifahrer aus der Region, aus Kronach etwa oder aus Coburg. Oder aus dem nahen Thüringen. Der Fall des Eisernen Vorhangs habe Tettau mehr Besucher beschert, sagt Daum. Auch Frohmut Brand aus dem zwölf Kilometer entfernten Sonneberg in Thüringen fährt regelmäßig nach Tettau. „Es ist recht gemütlich hier, nicht überlaufen“, sagt der 66-Jährige.

Weil die Piste besonders breit ist, sei das Gelände beliebt bei Familien, die ihren Kindern das Skifahren beibringen wollen oder bei Vereinen und Schulen mit ihren Skikursen, sagt Daum.

Größere Dimensionen hat der Wintersport im etwas weiter östlich gelegenen Fichtelgebirge in Nordbayern. Am 1024 Meter hohen Ochsenkopf beispielsweise stehen Schneekanonen, um künstliches Weiß zu erzeugen. Zwei Seilschwebebahnen fahren auf den Gipfel, das Skigebiet zieht auch viele Wintersportler aus dem Ballungsraum Nürnberg an. Doch bei Plusgraden im Winter nützt auch eine künstliche Beschneiung nichts. Der Schnee Ende Januar ließ aber auch die Tourismus-Verantwortlichen im Fichtelgebirge aufatmen: „Mittlerweile ist natürlich alles bestens“, sagt Andreas Munder, Geschäftsführer der Tourismus & Marketing GmbH Ochsenkopf. Die Lifte seien alle in Betrieb, das 100 Kilometer lange Loipennetz gespurt.

Doch Munder fürchtet, dass künftig immer häufiger milde Temperaturen im Winter das Skivergnügen erschweren könnte: „Wir stellen uns auf die Klimaveränderungen ein, und das schon seit geraumer Zeit.“ Angebote wie ein Wildpark, eine neue Ganzjahresrodelbahn oder ein Bike-Park sollen den Tourismus nicht mehr vom Schnee abhängig machen.