Anreise übers Meer: Städtetour nach Newcastle

Mit der Fähre von DFDS Seaways lässt sich über Nacht von Ijmuiden nach Newcastle reisen. Eine sehenswerte britische Stadt.

Foto: DFDS Seaways

Beim Frühstück ist England schon zu sehen. Das Fährschiff Princess Seaways von DFDS fährt in großer Entfernung die Ostküste von England hinauf und steuert die Einfahrt nach Newcastle upon Tyne in einem großen Bogen an. Sanft gewellte Hügellandschaft zeigt sich da von England, hin und wieder Ortschaften, und um kurz nach 8 Uhr ist die Großstadt Middlesbrough zu erspähen. Gegen 9.40 Uhr erreicht die Fähre die langen Piers vor Tynemouth und South Shields, den beiden Städten an der Mündung des Tynes. Damit beginnt die Einfahrt nach Newcastle. Kurz darauf legt das Schiff im Fährhafen noch außerhalb von Newcastle an. Die Shuttlebusse für die Fahrt in die Innenstadt stehen schon bereit.

Foto: Meike Nordmeyer

Die Fähre ist am Tag zuvor am frühen Abend in IJmuiden bei Amsterdam losgefahren. Viele Passagiere nehmen die Fähre, um mit ihrem Auto über Nacht nach Newcastle zu reisen und von da aus weiter nach Schottland zu fahren. Denn von dort bis zur schottischen Grenze sind es nur noch rund 80 Kilometer. Doch auch als kleine Seereise und Städtetour nach Newcastle und somit als Minikreuzfahrt lässt sich die Fährfahrt gut nutzen. Wer die Kurzversion bucht, geht morgens um kurz nach 10 Uhr von Bord, besichtigt die Stadt im Schnelldurchlauf und fährt um 18 Uhr wieder zurück. Um mehr Zeit für die Stadt zu haben, kann die Fährfahrt auch um eine oder mehrere Hotelübernachtungen in Newcastle verlängert werden. Und das lohnt sich, denn in der Stadt gibt es viel zu sehen.

Wie der Name Newcastle upon Tyne schon verrät, liegt die Stadt auf einem Berg und zieht sich bis zum Fluss hinunter. Wer über die Quayside, die Promenade am Fluss, spaziert, wird als erstes über die vielen Brücken der Stadt staunen. Sieben Brücken sind es, die sich auf einer Strecke von nur drei Kilometern in Newcastle über den Tyne spannen und hinüber zur Nachbarstadt Gateshead führen. Ein Wahrzeichen der Stadt bildet vor allem die Tyne Brücke im klassischen Industriestil mit einem großen Fachwerkbogen aus Stahl. Sie stammt aus dem Jahr 1928 und bildet eine markante Erscheinung.

Der große Clou ist aber die Ergänzung der bisherigen sechs Brücken um eine moderne Variante im Jahr 2001. Die für ihre kühne Architektur preisgekrönte Gateshead Millennium Bridge spannt sich ein paar Meter weiter mit zwei schlanken weißen Bögen elegant über den Fluss. Die Kippbrücke gilt als weltweit erste ihrer Art. Sie kann um die Längsachse rotiert und dadurch zur Seite geneigt werden. Beide Bögen stehen dann seitlich in die Höhe, und so können Schiffe darunter durchfahren. Die Brücke ermöglicht Fußgängern und Radfahrern die fast ebenerdige Überquerung des Flusses und verbindet damit die Quayside von Newcastle mit dem Museum The Baltic und der Konzerthalle The Sage auf der Seite der Nachbarstadt Gateshead.

Das Baltic Centre for Contemporary Art, wie das Museum mit vollem Namen heißt, ist direkt hinter der Millenium Brigde zu sehen. Das hohe Backsteingebäude, eine alte Getreidemühle aus den 1930er-Jahren, wurde zum Museum umgebaut und die alte Bausubstanz mit modernen Elementen vor allem aus Glas ergänzt. Sehr gelungen wurde damit Alt und Neu verbunden. In Gateshead und Newcastle finden sich historische Bauten, typischer Industriestil, neue Kunst und moderne Architektur vielfach sehr stimmig zusammen - es ist diese faszinierende Kombination, die beide Städte prägt und besonders sehenswert macht.

Wer sich für moderne Kunst interessiert, sollte auf jeden Fall ins Baltic gehen. Wie bei vielen Museen in England üblich ist der Eintritt frei. Doch nicht nur für die Kunst lohnt sich der Besuch, es gibt noch einen anderen guten Grund dafür: Das ist das Restaurant mit zugehörigem Café im 6. Stock. Der kleine Café-Bereich bietet einen fantastischen Ausblick auf die vielen Brücken von Newcastle.

In der Oberstadt von Newcastle gibt es auch viel zu sehen. Grainger Town liegt dort, das historische Viertel mit vielen prächtigen Bauten aus dem 19. Jahrhundert, mit alten Kirchen und auch dem mittelalterlichen Castle, das der Stadt den Namen gab, von dem heute noch Teile erhalten sind. Den Mittelpunkt von Grainger Town bildet die Grey Street, eine Prachtstraße, in der sich repräsentative klassizistische Gebäude aneinanderreihen.

Die Straße führt auf eine freistehende Säule zu. Diese erinnert an die Säule am Trafalgar Square in London, doch es steht nicht Lord Nelson darauf, sondern Charles, Earl Grey II. Nach ihm ist der berühmte Tee benannt, den er sehr geschätzt hat und damit zu seiner Verbreitung maßgeblich beigetragen haben soll. Vor allem hat er aber mit seiner Politik dem Königreich wichtige Dienste erwiesen, wofür er mit der Statue geehrt wird.

Nah des Grey’s Monuments lohnt sich ein Besuch des Grainger Market in einer überdachten Halle von 1835. Die Atmosphäre dort wirkt auch heute noch sehr authentisch. Nur wenige Touristen streifen da herum. Die meisten Besucher sind Einheimische, die einkaufen oder in ihrer Mittagspause eine Kleinigkeit essen. Das Angebot an den Ständen oder in den kleinen Ladenräumen ist bunt gemischt. Es gibt eine lange Theke mit frischem Fisch, einen Metzger, eine fein sortierte Käsetheke, einen Juwelier oder einen Stand, der eine große Auswahl an Nachthemden, Kitteln und Unterwäsche anbietet. An einer Theke wird Pizza auf die Hand angeboten, an anderen Ständen türkische Snacks oder herzhaft gefüllte Pies. In einem kleinen Laden an einer Ecke verkauft eine junge Frau im bunten Kleid selbst gebackene Törtchen und Cupcakes mit Einhörnern aus Marzipan darauf.

Auf einem kleinen Platz des Marktes stehen Tische und Stühle eines Cafés, das gut besucht ist. Seitlich davon ist ein E-Piano platziert. Ein Mann mit weißem Haar und in weinroter Weste über einem blau-schwarz gestreiften Hemd sitzt daran und spielt mit konzentrierter Miene einige Evergreens. Auf dem Instrument steht eine kleine Kanne und eine Tasse, so dass sich der Musiker zwischendurch einen Schluck Tee genehmigen kann. Aus einer anderen Ecke ist unterdessen Elvis Presley zu hören, der mit dunkler Stimme „Love me tender“ singt. Der Sound kommt von einem Stand mit Langspielplatten und CDs. Auch in einem anderen Gang des Marktes ist Elvis präsent: Er lächelt charmant von einem Sofakissen.

Die Autorin reiste mit Unterstützung von DFDS Seaways.