Auf der Insel der Lämmchen

Tulpen in Knallfarben, putzige Schafe, breiter Strand und leckeres Essen. Urlauber wissen, warum sie so gern nach Texel reisen.

Vom Dachfenster aus sieht man nachts den Leuchtturm blinken, vom Balkon aus blickt man direkt auf Strand und Meer. Die perfekte Lage für ein Hotel — und es gibt nur das eine an einem solchen Hotspot: das Strandhotel Noordzee in De Koog. 1997 eröffnete das Hotel. „Vorher hatten wir an dieser Stelle ein Restaurant“, erzählt Besitzer Anton Kooiman. Seit Jahrzehnten ist es im Familienbesitz. Zwölf Zimmer, sechs auf der ersten, sechs auf der zweiten Etage — mehr gibt es nicht.

Foto: VVV Texel

„Wir sind mitten im Naturschutzgebiet“, sagt Kooiman und klopft auf einen Eimer voller Vogelfutter. Sofort kommen vier Fasane aus dem hohen Dünengras angelaufen, um vor der Terrasse ihr Frühstück aufzupicken. Das Frühstück drinnen für die Hotelgäste besteht hauptsächlich aus Bioprodukten von der Insel. Die Marmelade ist selbstgekocht und man muss sie probieren, um zu wissen, welche Früchte drin sind.

Das Strandhotel steht als einziges Hotel der Insel auf der ersten Dünenreihe, unterhalb erstreckt sich zwischen den Dünen der Campingplatz. „Wir haben vor kurzem zwei Zimmer angebaut, eine weitere Vergrößerung ist nicht möglich.“ Doch gerade das macht den Charme des Hauses aus. Jedes Zimmer ist unterschiedlich eingerichtet, hat andere Farben und Möbel. Einzige Konstante: das Meeresrauschen. Denn ob direkter oder seitlicher Meerblick, die Nordsee ist immer zu hören.

Seit einigen Jahren wandelt sich das Bild der Insel weg von dem rustikalen Familienurlaub im Bungalowpark hin zu schicken Ferienhäusern und komfortablen Hotels. Einstige Strandbuden, an denen es draußen Eis und Pommes zu kaufen gab, wie beispielsweise Paal 17, sind zu großen, stylischen Restaurants umgebaut, die sogar Merchandising-Produkte verkaufen. Und alles hat diesen typischen Nordsee-Schick, die Liebe zu dekorativen Details, an denen sich Besucher kaum sattsehen können. Blaue und türkise Kissen auf weißen Holzbänken, weiche und warme Schafsfelle auf den Stühlen, Fischernetze mit großen Muscheln an den Decken. Tulpen als Farbtupfer auf den Tischen, kuschelige Nischen und in helles Holz eingefasste Panoramafenster zum Strand. Und natürlich Chocomel und Apfelkuchen — der beinahe wichtigste Grund, nach Texel zu fahren.

Wer zu Saisonbeginn auf die Insel reist, entdeckt in De Koog und in Den Burg Läden, die es im Jahr davor noch gar nicht gab, trotzdem verändert sich der Gesamteindruck des Ortes kaum. Neueste Attraktion im Touristenort De Koog: das Mantje-Flaggschiff. Im wahrsten Sinne, denn auf zwei Etagen hat der Architekt des Bekleidungsgeschäftes einen Laden in Schiffsform errichtet. Mit spitzem Dach und komplett verglaster Front, innen hängt wie zum Beweis ein Fischerboot von der Decke und wer will, kann von einer Zwischenetage aus ein echtes Steuerrad drehen. Weltkarten findet der Interessierte an der Wand daneben.

Doch Texel lockt in erster Linie naturverbundene Urlauber. Das Radwegenetz ist perfekt ausgebaut und beschildert, immer neue Wanderwege führen durch den Kiefernwald und durch die Dünen. Um für Abwechslung zu sorgen, gibt es zum Beispiel die Lämmer-Radroute, die über 35 Kilometer ins Hoge Berg-Gebiet, nach Den Hoorn und zu den Deichen führt, um Schafe zu beobachten. Das lohnt sich vor allem im Frühling, wenn die kleinen Lämmer auf den Weiden sind, die man auch streicheln kann.

Der Tourismusverein (VVV) hat zu allen Routen interessante Informationen, zum Beispiel, dass das Schaf bereits seit dem 15. Jahrhundert eine wichtige Rolle auf Texel spielt und wie es seitdem gezüchtet wurde. Und dass es eine Miss-Wahl gibt: Am Schafzuchttag in Den Burg, am ersten Montag im September, sieht man die schönsten Mutterschafe und Böcke um Preise in verschiedenen Kategorien schaulaufen.

Wer im Frühjahr nach Texel fährt, kann auch den Königstag auf der Insel miterleben. Am „Koningsdag“ feiern die Holländer den Geburtstag ihres Staatsoberhauptes. Ursprünglich war dies der 31. August, an dem Prinzessin Wilhelmina geboren wurde. Aus dem „Prinsessedag“ wurde nach ihrer Krönung der „Koninginnendag“.

Ihre Tochter Juliana hatte am 30. April Geburtstag und verlegte das Datum der Feierlichkeiten, Königin Beatrix wurde zwar im Januar geboren, behielt aber den 30. April als Feiertag bei. Seit der Krönung von Willem Alexander im Jahr 2014 ist nun der 27. April der „Koningsdag“. Dann feiert ganz Holland — und zwar in Orange, um das „Huis van Oranje“ zu ehren. An diesem Tag sind Flohmärkte ohne Anmeldung erlaubt, so dass die Bewohner von Texel überall Tische aufklappen und Trödel verkaufen. Die meisten Geschäfte in Den Burg und De Koog haben geöffnet, obwohl es ein staatlicher Feiertag auch mit Spielen und Programmen für Kinder ist. Verkleiden ist Pflicht: Orange Anzüge, Hüte, Brillen, Federboas oder Perücken — Oranje boven!

Die Autorin reiste mit Unterstützung des VVV Texel.