Bad Aussee: Dirndl-Zentrum mitten in Österreich

Bad Aussee (dpa/tmn) - Die Geografen müssen es wissen: Bad Aussee ist der Mittelpunkt von Österreich. Seit Erzherzog Johann die Tracht hoffähig machte, liegt hier auch das Zentrum des Dirndls.

Die Blechlawine stört den Kaffeegenuss im Freien am Kurhausplatz, und es ist schon eine Weile her, dass man im Café Lewandofsky selbstgemachte Lebkuchen servierte. Doch sonst ist in Bad Aussee vieles beim Alten geblieben. Das hat die Stadt an der Traun wohl auch Erzherzog Johann zu verdanken. Den volksverbundenen Kaiserbruder zog die Liebe zur Natur und zu einer Postmeistertochter ins steirische Salzkammergut. Nicht nur, weil er zur nicht standesgemäßen Verbindung mit einer der ihren stand, verehrt man den Erzherzog in Bad Aussee bis heute: Johann machte ab 1820 auch das Tragen der Tracht salonfähig.

Ein paar Schritte hinter dem Café im alten Kurhaus steht er lebensgroß in Bronze. Unweit davon befindet sich Österreichs Mittelpunkt. Ein Marmorblock markiert den Messpunkt, den Geografen 1949 errechneten. Da hatte das Soleheilbad seine beste Zeit als gefragte Sommerfrische des Adels und seiner Entourage schon wieder hinter sich - nur Kaiser Franz Joseph und seine Sissi zogen das 26 Kilometer entfernte Bad Ischl vor.

Doch eines blieb: das Dirndl. Bis heute heißt das beschürzte Arbeitskleid in Bad Aussee Gwandl und ist in etlichen Variationen aus rosa Rock, grünem Leib und lila Schürze fester Blickpunkt im Alltagsbild.

Sonntags und zu Festen bestimmt dieselbe Kombi dann in edleren Stoffen und Dessins den Dresscode. Der Geschäftsführer des Tourismusverbands Ausseerland-Salzkammergut, Ernst Kammerer, bewundert an ihm „diese Kraft, dass eine Frau in einem Kleidungsstück, das schon vor 150 bis 200 Jahren getragen wurde, auch heute noch attraktiv und gar nicht museal erscheint“.

Tiefdekolletierte und schulterfreie Carmen-Blusen, die auf den Wiesn in Wien oder München die echten Hingucker abgeben würden, sieht man allerdings nicht in Bad Aussee. Und es muss auch keine Einheimische überlegen, ob sie die Schürze nun vorne rechts oder links binden muss, um zu zeigen, dass sie noch zu haben ist (links für Ledige), oder ob auch Flipflops und High Heels zum beschürzten Leibchenkleid passen.

„Die Ausseerin zeigt Geschmack und Sicherheit beim Einkauf“, umschifft Peter Veigl, Herr über tausend verschiedene Stoffe, vielsagend die Klippen der Unhöflichkeit. Er berät die Wiener, Salzburger oder Münchener behutsam, die zu Hause mit einer aktuellen Version des Magdgewandes aus dem 19. Jahrhundert glänzen wollen. In seiner Schneiderei in einem stattlichen Bürgerhaus aus dem Jahr 1500 bekommen die Kundinnen innerhalb von 24 Stunden Halbmaß, also Maßkonfektion mit vorgefertigten Teilen.

Die Welt der Model-Handdrucker, Hut- und Lederhosenmacher sowie Stoffmanufakturen ist in Bad Aussee ebenfalls noch in Ordnung. Vielleicht auch, weil Zugereiste die Nachfrage stabil halten in der Stadt, in der Herbert von Karajan und Klaus Maria Brandauer ihre Kindheit verbrachten. Nur ein altes Handwerk musste sich der Moderne anpassen: Die Ausseer Lebzelterei ist auf Bustourismus eingestellt. Doch immerhin wird der Lebkuchen noch im familieneigenen „Café Stremberger“ serviert.

Informationen:

Informationsbüro Bad Aussee, Bahnhofstraße 132, 8990 Bad Aussee, Österreich, Telefon: 0043/3622/523 23, E-Mail: info.badaussee@ausseerland.at