Bedrohliche Idylle: Ein Ausflug zur nordkoreanischen Grenze

Seoul (dpa/tmn) - Die militärische Sperrzone zwischen Nord- und Südkorea weckt Erinnerungen an den Kalten Krieg. Die Soldaten beider Staaten stehen sich gegenüber, bereit zum Gefecht. Ausländische Touristen dürfen sich das bizarre Schauspiel aus der Nähe ansehen.

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Einer der gefährlichsten Landstriche der Erde sieht auf den ersten Blick aus wie ein Ausflugsziel für Familien am Wochenende. Sattgrüne Wiesen säumen kleine Waldstücke. Alles wirkt friedlich, aber es gibt keinen Frieden an diesem Ort. Sichtbar wird das nur auf den zweiten Blick, zum Beispiel, wenn man die Sprengladungen unter den Brücken entdeckt, die jederzeit gezündet werden können, sollte der Feind einmarschieren.

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Die Demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea ist eine absurde Idylle. Nach dem Ende des Koreakrieges 1953 wurde die Sperrzone eingerichtet, als Puffer zwischen den beiden Staaten, die sich bis heute formal im Kriegszustand befinden. So wuchs in 60 Jahren eine vom Menschen unberührte Natur heran. Bedrohte Arten wie der Mandschurenkranich fanden eine sichere Heimat.

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Reisende in Seoul haben die Möglichkeit, das Grenzgebiet auf einer geführten Tour unter Aufsicht von Soldaten der UN-Waffenstillstandskommission zu besuchen. Südkoreanischen Zivilisten ist das untersagt. „Sie müssen ordentliche Kleidung tragen, sonst denken die Nordkoreaner, wir seien arm und nutzen das als Propaganda“, sagt Gruppenführerin Gina Lee, eine Frau mit der Stimme einer Losverkäuferin. Auch Flip-Flops seien nicht erlaubt. „Sonst können wir nicht so schnell laufen, wenn etwas passiert.“

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Erster Busstopp auf dem Weg zur DMZ ist das Odusan Observatorium, von dem man den äußeren Rand der letzten stalinistischen Diktatur der Welt beobachten kann. Er erstreckt sich jenseits des Han-Flusses. Ein Film über die Hungerkrise in den 90er Jahren ist mit den pathetischen Klängen des „Herr der Ringe“-Soundtracks unterlegt. Die Besucher erfahren etwas über die Bemühungen um die Wiedervereinigung, auch ein Stück der Berliner Mauer ist ausgestellt.

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Der Bus fährt weiter in Richtung Panmunjeom, dem Zielpunkt der Reise. Die „Joint Security Area“, die gemeinsame Sicherheitszone von Nord- und Südkorea, liegt direkt an der Demarkationslinie innerhalb der militärischen Sperrzone. Um hineinzugelangen, muss die Besuchergruppe den Bus wechseln: Im Camp Bonifas, unweit der DMZ, übernimmt US-Soldat Hubbard die Führung.

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Bis nach Panmunjeom sind es jetzt noch vier Kilometer. Der Bus passiert einen Anti-Panzer-Wall, nach wenigen Minuten ist der Zielort erreicht. Alle Passagiere steigen aus. „Nicht winken, nicht wedeln, nicht rufen, in zwei Reihen aufstellen“, befiehlt Hubbard, der exakt so spricht wie ein Hollywood-Sergeant in einem Kriegsfilm. Die Gruppe trippelt verschüchtert los, durch das sogenannte Freedom House bis zu den drei blauen UN-Baracken, die direkt auf dem Grenzstreifen stehen.

Auf der anderen Seite der weißen Linie nimmt ein nordkoreanischer Soldat die Besucher argwöhnisch mit dem Fernglas ins Visier. Ihm gegenüber stehen die südkoreanischen Soldaten mit Sonnenbrillen und geballten Fäusten, die Gesichter regungslos nach Norden gerichtet. Nur für wenige Minuten dürfen sich die Besucher in den Grenzbaracken aufhalten. Drinnen steht ein Südkoreaner in Uniform vor der Tür, hinter der Nordkorea liegt. Er sieht aus wie eine Wachsfigur.

Regelmäßig besuchen auch Touristengruppen aus dem Norden die kleinen Räume, in denen schon oft politische Verhandlungen zwischen beiden Staaten geführt wurden. „Wenn Nordkoreaner drin sind, können wir nicht rein. Und wenn wir drin sind, können die nicht rein“, erklärt Gina Lee. „Wir können nie an einem Ort sein.“ In der DMZ zwitschern zwar die Vögel, aber die Grenze bleibt unüberwindbar - und tödlich.